Was ist die Mesotherapie?


Mesotherapie ist ein Überbegriff für eine Vielzahl von Behandlungen, denen die Art der Anwendung gemeinsam ist: Inhaltsstoffe werden mithilfe von Spritzen oder elektrischen "Mesotherapie-Pistolen" in flüssiger Form in oder unter die Haut gespritzt. Im Prinzip können also alle Stellen des menschlichen Körpers, von der Fußspitze bis zur Kopfhaut, mesotherapeutisch behandelt werden. Was für die Befürworter der Mesotherapie einer der großen Vorteile ist – die flexible Anwendung am Ort der Probleme –, sorgt bei Kritikern für Einwände. Denn: Die Mesotherapie ist nicht genau untersucht, es fehlen Standards zu Einstichtiefe und Stichstellen.

Was unterscheidet die Mesotherapie von "normalen" Spritzen?

Im Unterschied zu Spritzen der Schulmedizin werden die Inhaltsstoffe der Mesotherapie immer in oder kurz unter die Haut gespritzt. Bei traditionellen Spritzen sticht der Arzt auch in den Muskel, zum Beispiel bei Verspannungen.

Als Inhaltsstoffe werden beispielsweise Naturstoffe aus verschiedenen Pflanzen wie Tigergras, Artischocken, Ginkgo, Steinklee, Soja oder Algen verwendet. Auch biologische Produkte wie Kollagen, bestimmte Vitamine, Aminosäuren, Mineralien, Antioxidantien und Koenzyme können gespritzt werden. Wachstumsfaktoren, Hyaluronsäure oder einzelne verschreibungspflichtige Medikamente sind weitere gängige Substanzen der Mesotherapie. Aus den verschiedenen Inhaltsstoffen wird für jeden Patienten eine individuelle Mischung hergestellt.

Die Mesotherapie: Mehr als ein ästhetisches Verfahren


Hollywoodstars wie Madonna nutzen die Mesotherapie vor allem aus ästhetischen Gründen. Die Mesotherapie ist minimalinvasiv, das heißt schonend und verletzungsarm. Die feinen Nadeln bringen den Inhaltsstoffmix in die Haut. Zum Beispiel kann Hyaluronsäure die Haut aufpolstern und glätten. Neben der Faltenreduktion und Cellulite- Behandlung wird die Mesotherapie als ästhetisches Verfahren vor allem bei Haaren – genauer: Haarverlust – eingesetzt.

Eine Methode für viele Disziplinen: Die Mesotherapie

Interessant: Neben der ästhetischen Medizin nutzen auch Sport-, Allgemein-, und Schmerzmediziner, Augen- und Zahnärzte, Orthopäden, Heilpraktiker sowie Neurologen die Mesotherapie.

Abseits von Anti-Aging und Ästhetik wird die Mesotherapie gegen zahlreiche weitere Beschwerden verwendet:

  • Nacken-, Rücken- oder Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen und Erschöpfungszustände
  • Parodontose und Erkrankungen des Zahnhalteapparats
  • Altersweitsichtigkeit
  • Wundheilungsstörungen wie Dekubitus ("Wundliegen")
  • Zigarettenentwöhnung
  • Arthrose und andere Gelenkerkrankungen
  • Sportverletzungen wie Sehnenentzündungen, Prellungen oder Verstauchungen

Auch zur schonenden Vorsorge (Prävention) gegen Pollenallergie, Herpes, Mückenstiche oder Bronchitis soll die Mesotherapie geeignet sein. Bei einer vorsorglichen Behandlung gegen Mückenstiche wird beispielsweise ein Vitamin-B-Präparat unter die Haut gespritzt, welches den Hautgeruch verändern soll. Ob die Spritzen-Kur tatsächlich gegen all diese Erkrankungen und Beschwerden hilft, ist wissenschaftlich nicht ausreichend bewiesen. Befürworter der Mesotherapie verweisen hingegen auf zahlreiche positive Erfahrungen aus Frankreich, woher die Mesotherapie ursprünglich stammt.

Bin ich geeignet für die Mesotherapie?


Die verwendete Menge an Inhaltsstoffen bei der Mesotherapie ist vergleichsweise gering. Deshalb gilt sie als schonend und gut verträglich. Folgende Vorerkrankungen stellen für gewöhnlich einen Ausschlussgrund für eine Mesotherapie dar:

  • schwere Autoimmunkrankheiten
  • Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselstörungen
  • akute Infektionen
  • Allergien auf einen Inhaltsstoff
  • Ekzeme oder eine schwere Form der Schuppenflechte (Psoriasis)
  • Epilepsie
  • Gerinnungsstörungen

Bei leichten Formen der Schuppenflechte oder bei Neurodermitis hingegen gibt es positive Erfahrungen mit der Mesotherapie. Zur mesotherapeutischen Behandlung von Schwangeren gibt es unterschiedliche Auffassungen. Sprechen Sie in diesem Fall mit Ihrem Mesotherapeuten vor Ort.

Erfahrungen mit der Mesotherapie: Wie läuft die Behandlung ab?


Nur Ärzte oder Heilpraktiker führen eine Mesotherapie in Deutschland durch. Heilpraktiker dürfen allerdings nur auf pflanzliche oder homöopathische Inhaltsstoffe zurückgreifen. Da bei der Anwendung in oder unter die Haut gestochen wird, muss der Therapeut auf eine hygienische Vorgehensweise achten. Er verwendet entweder eine einfache Spritze oder eine elektrische "Mesotherapie-Pistole". Die elektrische Variante sieht aus wie eine Wasserpistole, in die eine Kanüle eingespannt ist. Sie kann das Verfahren beschleunigen. Da das Anwendungsgebiet der Mesotherapie sehr breit gefächert ist, legt der Arzt folgende Faktoren vor der Behandlung individuell fest:

  • Die Einstichtiefe: Wie weit die Nadel in das Gewebe eindringt, variiert zwischen wenigen Mikrometern und 13 Millimetern. Der Inhaltsstoff erreicht deshalb je nach Tiefe verschiedene Hautschichten oder sogar das darunterliegende Bindegewebe (zum Beispiel, wenn Fettpolster abgebaut werden sollen).
  • Die Einstichstelle: Bei Schmerzen wird direkt in die Haut über der betroffenen Stelle eingestochen. Bei einem Behandlungsziel, welches den ganzen Körper einschließt, orientieren sich Mesotherapeuten zum Teil an Akupunkturpunkten (manchmal wird auch recht großflächig injiziert, zum Beispiel bei Cellulite am Oberschenkel).
  • Die Inhaltsstoffe: Die Mischung ist sehr individuell und richtet sich nach dem Behandlungsziel. Mediziner dürfen leichte Betäubungsmittel oder Entzündungshemmer hinzufügen.
  • Die Behandlungsdauer: Diese bewegt sich zwischen wenigen Minuten bis zu einer halben Stunde.

Die Behandlung wird ambulant in einer Praxis durchgeführt. Meist genügen drei bis fünf Sitzungen, um die Symptome zu verbessern. Eine Mesotherapie an den Haaren kann bis zu zehn Sitzungen dauern. Nach der Behandlung sollten Sie die entsprechenden Stellen kühlen und mit einer abschwellenden Salbe eincremen.

Zauberwort „Depoteffekt“: Das Wirkprinzip der Mesotherapie


"Wenig – Selten – Am richtigen Ort": Mit dieser Formel erklären Befürworter der Mesotherapie deren Erfolg. Im Gegensatz zu Tabletten sollen die Spritzen direkt am Ort der Beschwerden Linderung verschaffen. Das Problem der Tabletteneinnahme, dass nicht genügend Inhaltsstoffe zum Schmerzzentrum gelangen, umgeht die Mesotherapie mit der lokalen Injektion. Im Vergleich zu klassischen Behandlungsmethoden (wie Tabletten) soll die Mesotherapie besser verträglich sein und nachhaltiger wirken. Außerdem soll die Reizung der Haut durch die Nadelstiche wie bei der Akupunktur die Heilwirkung beschleunigen.

Das Zauberwort der Mesotherapie und ihrer Nadelstiche bezeichnen die Entwickler der Therapie als "Depoteffekt". Da die Inhaltsstoffe in oder unter die Haut gespritzt werden, sollen diese den Zielort nach und nach erreichen. Die Haut oder das Bindegewebe speichern die Inhaltsstoffe und geben diese langsam wie ein Schwamm an die entzündeten oder gereizten Zellen ab.

Interessant: "Depoteffekt" und Retard-Medikamente

Der Effekt, bei dem ein Arzneistoff verlangsamt freigesetzt wird und somit eine nachhaltige, schonende Wirkung verspricht, ist nicht neu und auf die Mesotherapie beschränkt. Sogenannte Retard-Tabletten geben ihren Inhaltsstoff ebenfalls über einen langen Zeitraum ab. Sie lassen sich deshalb mit dem Depoteffekt vergleichen.

Außerdem soll die Mesotherapie die Durchblutung im Haut- und Bindegewebe verbessern und deswegen den Austausch von Substanzen zwischen den Zellen beschleunigen. Im Gegensatz zu der Wirkung sind einzelne Nebenwirkungen nachgewiesen. So kommt es manchmal zu Entzündungen oder Geschwüren im Bereich der Einstiche, wie sie bei jeder Behandlung mit Spritzen vorkommen können. Selten tritt Schwindel oder Übelkeit nach einer Behandlung auf.

Die Kosten der Mesotherapie


Die Kosten für eine Mesotherapie werden in Deutschland in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen. Dies liegt nicht unbedingt an ihrem Status als Mischform zwischen Alternativ- und Schulmedizin. Akupunktur-Behandlungen als traditionelles, alternatives Behandlungsverfahren werden zum Beispiel von den Krankenkassen häufig bezahlt. Zur Wirksamkeit der Mesotherapie liegen allerdings keine umfangreichen, standardisierten Studien vor, weswegen die Behandlung nicht von den Kassen übernommen wird.

Die Kosten einer Mesotherapie-Sitzung hängen vor allem von den verwendeten Inhaltsstoffen ab. Aus diesem Grund ist es schwer, eine allgemeingültige Aussage hierüber zu treffen.

Eine ästhetische Behandlung der Haut, auch als Mesolift bezeichnet, kann pro Sitzung zwischen 200 bis 250 Euro kosten. Eine Mesotherapie für die Haare kommt etwas günstiger: Sie ist zwischen 100 und 150 Euro pro Sitzung zu haben. Mit einem Minimalbetrag von 60 Euro muss man bei jeder Behandlung rechnen. Im Normalfall genügen drei bis fünf Sitzungen, bis sich die Symptome verbessern.

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