Schritt für Schritt: Erste Hilfe bei Kopfläusen


Entdecken Eltern Läuse auf dem Kopf ihrer Kinder, sind Schreck und Ekel im ersten Moment meist groß. Doch mit etwas Konsequenz und einem gezielten Plan bei der Bekämpfung, können Sie den kleinen Parasiten schnell Herr werden. Wir haben in unserer Illustration die wichtigsten Schritte zur ersten Hilfe gegen Kopfläuse für Sie zusammengefasst!i 

  • mit Lupe überprüfen, ob es sich um Läuse handelt 
  • Läusekamm und/oder ​​Läusemittel anwenden 
  • Textilien bei 60 Grad Celsius waschen1 
  • Wohnung (insbesondere Teppiche, Sofas) gründlich saugen 
  • nach einigen Tagen: Kontrolle der Behandlung mit dem Läusekamm 

Anwendung und Behandlung: Was hilft bei Kopflausbefall?


Bei der Behandlung von Kopfläusen haben Sie die Qual der Wahl, auf welches Mittel Sie sich verlassen wollen. Die in Apotheken erhältlichen Produkte unterscheiden sich grundlegend sowohl im Wirkmechanismus als auch in der Darreichungsform. 

Zur Auswahl stehen: 

Illustration zu den verschiedenen Behandlungsmethoden bei Kopfläusen.

Gut zu wissen:

Empfehlenswert ist eine Kombination verschiedener Methoden, um Kopfläuse zu behandeln, beispielsweise von einem physikalischen Läusemittel und einem Läusekamm.

Physikalische Kopflausmittel: Nachgewiesene Wirksamkeit gegen Läuse2

Physikalische Wirkung bedeutet, dass die enthaltenen Substanzen nicht in den Organismus der Kopflaus eingreifen, sondern sie komplett umschließen und dadurch auch ihre Atemöffnungen blockieren. Das hat zur Folge, dass die kleinen Parasiten zuverlässig absterben – ohne unangenehme Nebenwirkungen für den Anwender. 

Als Inhaltsstoff bei physikalisch wirkenden Mitteln gegen Läuse dienen Dimeticone, synthetische Silikonöle. Im Kampf gegen Läuse haben diese Mittel gegenüber anderen Produkten folgende Vorteile:​3​ 

  • Läuse entwickeln keine Resistenzen 
  • Substanzgruppe gilt als ungiftig 
  • Allergien auf Silikone sind nicht bekannt 

Die Studienlage zu den Dimeticonprodukten ist gut und bescheinigen den Kopflausmitteln eine hohe Wirksamkeit und gute Verträglichkeit.2

Chemische Läusemittel: Vor- und Nachteile

Chemische Läusemittel enthalten in der Regel Substanzen mit neurotoxischer Wirkung. Neurotoxisch bedeutet, dass sie das Nervensystem der Kopflaus angreifen; dies führt zu einer Lähmung der Parasiten und letztendlich zu ihrem Tod. Die chemischen Mittel gegen Läuse basieren meist auf den sogenannten Pyrethroiden. Diese Insektizide sind entweder synthetisch (als Permethrin und Allethrin) oder aus pflanzlichen Wirkstoffen hergestellt — beispielsweise aus Chrysanthemen.  

In Deutschland sind Medikamente, die diese Wirkstoffe enthalten, zugelassen. Sie kommen als Sprays, Tinkturen, Salben oder Kopflausshampoos in den Handel und werden lokal (topisch) auf der Kopfhaut angewendet. 

Im Allgemeinen gelten die chemischen Mittel gegen Läuse als gut verträglich: Diese Wirkstoffe werden nur in geringem Maß von der Kopfhaut aufgenommen, verstoffwechselt und auf natürliche Weise ausgeschieden. Allerdings bergen toxisch wirksame Mittel bei Kopfläusen zwei Nachteile: 

  • Zu den Nebenwirkungen gehören allergische Reaktionen. Menschen, die Allergien auf Chrysanthemen ausgebildet haben, müssen Medikamente mit solchen pflanzlichen Inhaltsstoffen vermeiden. 
  • Eine weitere Problematik dieser Mittel liegt in der zunehmenden Resistenz der Kopfläuse gegen den weitverbreiteten Wirkstoff Permethrin. Das bedeutet, dass diese Mittel keine oder nur noch wenig Wirkung auf Kopfläuse haben. Studien zeigen, dass die Wirksamkeit von Produkten mit diesem Inhaltsstoff bei lediglich 30 Prozent liegt.3 

Läuse- und Nissenkamm – ein Klassiker unter den Läusemitteln

Mutter wendet einen Läusekamm bei ihrer Tochter an, da diese Kopfläuse hat.

Genau genommen unterscheidet man den Nissen- vom Läusekamm. Der Unterschied besteht im Abstand der Zinken zueinander: Zwar stehen bei beiden Kämmen die Zinken eng zusammen, beim Nissenkamm ist der Abstand jedoch noch geringer. So können die sandkorngroßen Eier (Nissen) nicht durchschlüpfen. Oftmals kombinieren die Hersteller beide Kammformen miteinander.

Wer lediglich einen Läusekamm und eine normale Spülung für die Haare verwendet, benötigt vor allem eins: viel Geduld. Denn: 

  • Die Anwendung muss regelmäßig durchgeführt werden und ist daher recht aufwändig. 
  • Jede Haarsträhne muss einzeln gekämmt werden, wodurch sich die Behandlung in die Länge ziehen kann. Die Betroffenen müssen währenddessen stillsitzen – was besonders Kindern oft schwerfällt. 

Da es bei einem Läusekamm durchaus passieren kann, dass einzelne Läuse oder Nissen übersehen werden, empfiehlt es sich, diesen in Kombination mit ​​Läusemitteln aus der Apotheke zu nutzen.

Shampoos auf pflanzlicher Basis

Bei den pflanzlichen Läusemitteln kommen beispielsweise die folgenden Wirkstoffe zum Einsatz: 

  • Dickflüssiges Paraffin (White Oil): Der pflanzliche Wirkstoff verstopft einerseits die Atemöffnungen der Läuse und führt so zu deren Tod. Andererseits löst Paraffin die wächserne Schutzschicht der Parasiten und trocknet sie aus. Vorteilhaft ist, dass Mittel in der Regel von der Krankenkasse erstattet werden und eine kurze Einwirkzeit (10 Minuten) haben4,5. Nachteilig ist jedoch, dass es bei Kontakt mit den Augen zu schweren Reizungen kommen kann. 
  • Neem-Extrakt: Der Wirkstoff soll sich wie ein Film auf die Läuse legen und so zu deren Ersticken führen. Vorteilhaft ist auch hier die kurze Einwirkzeit von nur 10 Minuten.5 Dem steht jedoch gegenüber, dass Neem-Mittel nicht von den Krankenkassen erstattet werden.4

Lassen sich Kopfläuse mit Hausmitteln behandeln?

Ebenso verbreitet wie Läuse sind verschiedene Tipps und Hausmittel, mit denen die kleinen Blutsauger schnell wieder der Vergangenheit angehören sollen. Der Kreativität scheinen hierbei keine Grenzen gesetzt zu sein, so beispielsweise: 

  • Essig beziehungsweise Essigwasser 
  • intensive Haarwäsche 
  • verschiedene Öle, zum Beispiel Oliven- oder Kokosöl 
  • Hitze durch Sauna oder einen heißen Fön 
  • ätherische Öle, etwa aus Eukalyptus oder Teebaum 
  • Mayonnaise
Infografik zu den Behandlungsmythen bei Kopfläusen.

Der Erfolg von derartigen Therapien ist allerdings umstritten und in keiner Studie belegt. Ganz im Gegenteil ist es so, dass beispielsweise Saunabesuche, Wärme von einem Fön oder intensive Haarwäschen keine Wirkung gegen Kopfläuse haben. 

Einige der Hausmittel können zudem schädlich für die Kopfhaut sein und Beschwerden hervorrufen. So wird eine allzu große Hitze oft als sehr unangenehm empfunden und ätherische Öle können Hautirritationen beziehungsweise Allergien zur Folge haben. Besser ist es daher, auf geprüfte Mittel aus der Apotheke zurückzugreifen, um Kopfläuse zu behandeln.

Backpulver gegen Kopfläuse: Hilft es?

Wissenschaftliche Belege zur Verwendung von Backpulver beziehungsweise Natron (in Backpulver enthalten) gegen Kopfläuse gibt es keine. Zwar kursiert der Ratschlag, dass Natron (zum Beispiel 1 Esslöffel aufgelöst in 150 ml warmem Wasser) beim Lösen der Nissen helfen kann, nachgewiesen ist diese Wirksamkeit jedoch nicht.9,10

Anleitung für die Behandlung: So gehen Sie bei Kopflausbefall am besten vor6


Schritt 1:
Feuchten Sie das Kopfhaar an und verwenden Sie zusätzlich eine Pflegespülung. Dies sorgt für eine leichtere Kämmbarkeit. Scheiteln Sie nun die Haare. Wenden Sie anschließend den Läusekamm an.

Schritt 2:
Kämmen Sie das Haar Strähne für Strähne. Beginnen Sie beim Haaransatz und ziehen Sie den Kamm bis zu den Spitzen herab.

Schritt 3:
Reinigen Sie den Läusekamm während des Kämmens immer wieder mit einem weichen Tuch, Watte oder einem Handtuch.

Schritt 4:
Sie können zusätzlich zum Läusekamm auch Antiläusemittel wie ein Kopflausshampoo verwenden.

Schritt 5:
Nach der Anwendung von einem Antiläusemittel empfiehlt sich die Kontrolle mit dem Läusekamm.

Ganz wichtig: 

Eine einmalige Behandlung reicht in der Regel nicht aus, um die Kopfläuse endgültig vom Kopf zu vertreiben. Der Grund: Sehr junge Nissen können nur schwer abgetötet werden. Einige Zeit nach der Behandlung schlüpfen aus ihnen dann frische Kopfläuse und das Problem beginnt von Neuem. Daher empfiehlt das Robert-Koch-Institut, nach circa 8 bis 10 Tagen die Kopfläuse erneut zu behandeln.7 

Wie vermeiden Sie einen erneuten Kopflausbefall?


Viele Eltern fragen sich, ob sich ein lästiger Befall mit Kopfläusen vermeiden lässt. Die Antwort ist leider: nein. Eine wissenschaftlich abgesicherte, durch Studien belegte und hundertprozentige Methode dem Befall mit Kopfläusen vorzubeugen, gibt es nicht. Einige Produkte, die angeblich Läusen vorbeugen können, bringen sogar noch Nachteile mit sich: Denn sie können den Organismus belasten, wenn dieser regelmäßig auch nur geringe Spuren solcher Läusemittel (Pedikulozide) abbauen muss. Dazu kommt die Gefahr von Allergien sowie asthmatischen Reaktionen. 

Allerdings gibt es einige Maßnahmen, die einen Befall mit den kleinen Blutsaugern erschweren können. Zu diesen zählen unter anderem: 

  • Hat Ihr Kind sehr lange Haare, sollte es einen Pferdeschwanz tragen, denn die Insekten können sich an offen getragenen Haaren besser festhalten. Auch das Flechten der Haare kann hier von Vorteil sein, denn so wird den Läusen das Klettern von Kopf zu Kopf erschwert. 
  • Haarlängen unter zwei Zentimeter erschweren den Parasiten das Festhalten. Daher sind kurze Haare oder eine Kurzhaarfrisur ideal, um einem Läusebefall vorzubeugen. 
  • Falls schon einmal in der Tagesstätte oder Schule Ihres Kindes Kopfläuse entdeckt wurden, empfiehlt sich die wöchentliche Kontrolle mit dem Läusekamm. Wird der Befall früh diagnostiziert, ist es wesentlich leichter, ihn zu bekämpfen. Das gilt vor allem, bevor die Läuse zur Eiablage gekommen sind.  

Darf mein Kind mit Kopflausbefall in Kindergarten und Co.?

Wird ein Läusebefall entdeckt, darf das betroffene Kind seine Betreuungseinrichtung zunächst nicht weiter besuchen. Diese Maßnahme ist laut dem Infektionsschutzgesetzes (§34 Absatz 1) Pflicht und dient vorbeugend dazu, dass sich die Kopfläuse nicht weiter ausbreiten.viii Erst, wenn eine Therapie begonnen und von den Eltern schriftlich oder mündlich bestätigt wurde, darf das Kind wieder in Kindergarten oder Schule.

Praktische Tipps zur Behandlung von Kopfläusen und Juckreiz


Mutter schneidet ihrem Kind die Fingernägel: Wer Kopfläuse hat, sollte sich nicht kratzen.

Ein Läusebefall kann ganz schön jucken. Mehrfach am Tag vergreift sich die Kopflaus an der Kopfhaut, um Blut zu saugen.5 Beim Biss sondert sie Speichel ab, der den Juckreiz auslöst. Kein Wunder also, dass sich die Kinder bei einem Läusebefall am Kopf kratzen wollen. In schlimmeren Fällen entstehen dadurch allerdings Wunden auf der ohnehin gereizten Kopfhaut. Höchste Zeit also, etwas zu unternehmen. Hier erhalten Sie wertvolle Tipps gegen lästiges Kratzen

  1. Fingernägel der Kinder kürzen: Schneiden oder feilen Sie die Nägel möglichst kurz, denn je kürzer die Fingernägel, desto geringer die Hautverletzungen.  
  2. Pflege für die strapazierte Kopfhaut: Durch den Läusebefall und das Kratzen wird die Kopfhaut in Mitleidenschaft gezogen. Spezielle Pflegeprodukte wie Weidenrindenshampoo unterstützen die Haut bei ihrer Regeneration. Bei offenen oder gar entzündeten Wunden können nach Rücksprache mit einem Arzt auch kortisonhaltige Cremes zum Einsatz kommen. 
  3. Handschuhe und Mütze für die Nacht: Beim Schlafen kratzen sich Kinder oft unwillkürlich und ohne dass sie es selbst bemerken. Als Schutzmaßnahme kann das Kind für die Zeit des Läusebefalls Handschuhe und eine Mütze zum Schlafen anziehen – derart gut verpackt können die Fingernägel über Nacht keine größeren Schäden anrichten. 
  4. Ausbreitung der Kopfläuse eindämmen: Um die Parasiten in den Griff zu bekommen, ist oberstes Gebot, den direkten Kopf-an-Kopf-Kontakt mit den betroffenen Kindern zu meiden. Sofort nachdem Sie den Läusebefall bemerken, sollten Sie auch sich und andere Familienmitglieder kontrollieren. Erst im Anschluss kommt die Läusebekämpfung in der Wohnung an die Reihe.  

Zusätzlicher Tipp: Die Wohnung „entlausen“ 

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass Kopfläuse ohne menschlichen Wirt, der sie mit Nahrung (Blut) versorgt, nur wenige Tage überleben können. Nach etwa 55 Stunden ohne Nahrung sterben die Parasiten ab.2 Selbst wenn sie sich in Teppichen, Gardinen oder Polstermöbeln einnisten wollten, wären sie also binnen kürzester Zeit verhungert.  

Um sicherzugehen empfiehlt es sich, zumindest die Gegenstände und Textilien zu entlausen, mit denen das Kind regelmäßig Kontakt hat:  

  • Bettwäsche, Stofftiere, Kleidung. Hierzu werden waschbare Stoffe möglichst bei 60 Grad Celsius in die Waschmaschine gegeben.  
  • Reinigen Sie Haarbürsten und Kämme in heißer Seifenlauge. Zudem sollte, solang der Befall akut ist, jedes Familienmitglied seine eigene Haarbürste verwenden. 
  • Gegenstände, die keine Hitze vertragen, können für zwei Tage in einem gut verschlossenen Plastiksack tiefgefroren werden.  
  • Bei besonders empfindlichen Materialien können die Läuse auch bei Raumtemperatur in einem Plastikbeutel ausgehungert werden 

Häufig gestellte Fragen zur Behandlung von Kopfläusen


Was ist das beste Mittel gegen Kopfläuse?

Um Kopfläuse effektiv zu bekämpfen, ist eine Kombination verschiedener Methoden zu empfehlen. Neben einem Läusekamm können ein Antiläusemittel oder Kopflausshampoo zur Anwendung kommen. Wichtig ist dabei, dass die Behandlung nach einigen Tagen wiederholt werden muss, um sicherzugehen, dass alle Läuse, Nissen und Eier abgetötet wurden.

Kann man Kopfläuse nur durch Auskämmen loswerden?

Kopfläusen können Sie auch nur mit einem Läusekamm den Kampf ansagen. Allerdings benötigen Sie dann viel Geduld, da die Anwendung mehrmals pro Woche durchgeführt und jede Haarsträhne einzeln gekämmt werden muss. Da es durchaus passieren kann, dass einzelne Kopfläuse, Nissen oder Eier im Haar verbleiben und sich weiter vermehren, ist es besser, den Kamm in Kombination mit anderen Läusemitteln zu nutzen.

Wie lange dauert es, bis die Kopfläuse weg sind?

Mit einer einmaligen Behandlung mit einem Läusemittel ist es bei einem Kopflausbefall meist nicht getan. Nach etwa 8 bis 10 Tagen sollten Sie die Anwendung wiederholen, um sicherzustellen, dass Sie auch frisch geschlüpfte Läuse erwischen.5

Welche Hausmittel helfen bei Kopfläusen?

Angeblich sollen Hausmittel wie Essig, Kokos- und Teebaumöl oder Backpulver gegen Kopfläuse helfen. Wissenschaftlich erwiesen ist deren Wirksamkeit jedoch nicht. Zudem können sie beispielsweise Irritationen der Kopfhaut bewirken. Daher ist es durchaus sinnvoll, zur sicheren Beseitigung der Parasiten auf ein Kopflausmittel aus der Apotheke zurückzugreifen.

Das interessierte andere ​​Leser:

Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen