Die vier möglichen Grade einer Hautverbrennung


Eine Verbrennung wird unter anderem als thermische Verletzung bezeichnet und ist definiert als Gewebeschädigung aufgrund der Einwirkung von Hitze durch heiße Gegenstände, Flüssigkeiten (Verbrühungen), Feuer, Dämpfe oder Gase. Auch Reibung, Strom sowie die Einwirkung von UV-Strahlen oder Chemikalien können thermische Verletzungen hervorrufen. Die vier Schweregrade einer Verbrennung geben dabei an, wie stark die Hautschichten verletzt wurden.

Kleiner Exkurs: Der Aufbau der Haut

Unsere Haut besteht im Wesentlichen aus drei Schichten. Von außen nach innen zählen dazu die

  • Oberhaut (Epidermis),
  • Lederhaut (Dermis) und
  • Unterhaut (Subcutis).

Oberhaut und Lederhaut werden dabei zusammengefasst als Cutis bezeichnet.

Verbrennungen ersten Grades

Eine Verbrennung ersten Grades ist die am wenigsten schlimme Form der thermischen Hautverletzung. In diesem Fall ist nämlich nur die Oberhaut tangiert. Die betroffenen Körperstellen färben sich rötlich und schwellen leicht an. Hinzu kommen — je nach betroffenem Areal und Empfindlichkeit — leichte bis mäßige Schmerzen. In den meisten Fällen bleiben bei der Verbrennung ersten Grades keine Narben zurück, die Haut heilt also vollständig ab.

Verbrennungen zweiten Grades

Die Verbrennung zweiten Grades verläuft schwerwiegender. Das liegt daran, dass in diesem Fall nicht nur die Oberhaut, sondern ebenso die Lederhaut von der Verletzung betroffen ist.
Die Schmerzen sind daher auch deutlich heftiger. Unterschieden werden folgende Ausprägungen:

  • 2a: Die Oberhaut und das obere Drittel der Lederhaut sind betroffen.
  • 2b: Die Oberhaut und die gesamte Lederhaut sind betroffen.

Oft geht die Verbrennung zweiten Grades mit der Bildung von Blasen einher, die entweder mit Gewebewasser und/oder mit Blut gefüllt sind. Je nachdem, wie stark die Lederhaut verletzt ist, kommt es vereinzelt zur Bildung von Narben. Bei einer tiefen Beteiligung der Lederhaut können sogar eine operative Therapie oder eine Hauttransplantation nötig sein. Besteht eine nur oberflächliche Verbrennung zweiten Grades, heilen die Schädigungen jedoch meist vollständig wieder ab.

Verbrennungen dritten Grades

Bei der Verbrennung dritten Grades sind alle Hautschichten betroffen und es bestehen – wenn überhaupt – nur ganz geringe Schmerzen. Dies ist aber nicht, wie man fälschlicherweise annehmen könnte, ein gutes Zeichen. Im Gegenteil: Es ist vielmehr ein Indiz dafür, dass Nerven komplett zerstört worden sind. Deshalb ist bei dieser Art von Verbrennung auch keine komplette Heilung mehr möglich. Es kommt zu einer starken Vernarbung, die sogar den Bewegungsablauf des Menschen behindern kann. In der Regel muss eine Hauttransplantation durchgeführt werden.

Verbrennung vierten Grades

Die Verbrennung vierten Grades ist einer Verkohlung gleichzusetzen. Hier haben Betroffene definitiv keine Schmerzen mehr, weil alle drei Hautschichten, Hautanhangsgebilde und sogar darunterliegende Muskeln, Sehnen und Knochen von den starken Verletzungen betroffen sein können. Dementsprechend ist auch keine Heilung mehr möglich, der Verlauf gilt als irreversibel. Betroffene Gliedmaßen müssen häufig amputiert werden. An anderen Körperstellen ist eine Transplantation von Haut unumgänglich.

Verbrennungsschock: Lebensgefahr

Zweit- und drittgradige Verbrennungen können bei Erwachsenen ab etwa 15 Prozent verbrannter Körperoberfläche und bei Kindern ab etwa 10 Prozent zu einem lebensgefährlichen hypovolämischen Schock führen.1 Dabei kommt es aufgrund eines Flüssigkeitsverlustes durch die Verbrennung zu einer Verminderung der zirkulierenden Blutmenge. Es entstehen schwere Kreislaufstörungen die unbehandelt Organschäden und -versagen begünstigen. Bei großflächigen thermischen Verletzungen ist daher sofort ein Notarzt zu alarmieren.

Erste Hilfe bei schweren Verbrennungen


Die Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) empfiehlt folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen bei thermischen Verletzungen:2

1. Verhinderung weiterer thermischer Schäden

  • An erster Stellte ist immer auf Eigensicherung zu achten. Vor allem bei Unfällen mit Strom und offenem Feuer.
  • Brennende Personen am besten mit Wasser oder einem Feuerlöscher ablöschen. Auch das Ersticken der Flammen mit Hilfe einer Löschdecke oder das Ausrollen der betroffenen Person ist möglich.
  • Kleidungsstücke und Schmuck im Bereich der Verbrennung unverzüglich entfernen. Sind diese (beispielsweise bei synthetischen Materialien) mit der Haut verschmolzen, werden sie am Körper belassen.

2. Schmerzbekämpfung und Schutz vor Unterkühlung

  • Zur Schmerzbekämpfung kann eine Kühlung der betroffenen Areale mit etwa 20 Grad kaltem Leitungswasser erfolgen. Bei bewusstlosen Patienten oder einer verbrannten Körperoberfläche von über fünf Prozent (beim Erwachsenen etwa die Fläche eines Unterarms) ist das Kühlen zu unterlassen.2
  • Bei Kindern sollte eine Kühlung nur im Bereich der Arme und Beine durchgeführt werden, um ein Auskühlen des Körpers (Hypothermie) zu vermeiden.
  • Betroffene vor Wärmeverlust schützen, beispielsweise durch das Umlegen einer Decke.

3. Wundverband

  • Brandwunden keimfrei abdecken, möglichst mit einem sterilen metallbeschichteten Brandwundenverbandtuch aus dem Erste-Hilfe-Kasten. Auch andere keimfreie Tücher können zur Abdeckung verwendet werden.

Bei leichten Verbrennungen reicht das Kühlen zur Schmerzlinderung als Erste-Hilfe-Maßnahme in der Regel aus. Sollten jedoch Unsicherheiten bezüglich des Schweregrades der Verletzung bestehen, ist in jedem Fall ein Arzt aufzusuchen.

Schwere Hautverbrennungen klinisch versorgen lassen


Verbrennungen können enorme negative gesundheitliche Konsequenzen mit sich bringen. Vor allem bei den schwerwiegenden Verbrennungen dritten oder vierten Grades werden die Betroffenen vom Notdienst in Gesundheitszentren eingeliefert, die sich auf thermische Verletzungen spezialisiert haben.

Dort führen die Ärzte nach ausreichender Schmerztherapie zunächst eine Wundsäuberung durch und es wird — je nach Schweregrad der Verbrennung — ein Verband aufgebracht. Auch eine Abtragung der Brandblasen oder eine Transplantation von Haut kann notwendig werden. Das wahre Ausmaß der Verletzung ist oftmals erst nach einigen Tagen abzuschätzen.

Verbrennungen der Haut selbst behandeln?

Die meisten erstgradigen Verbrennungen (und auch teilweise zweitgradige der Stufe 2a) können problemlos selbst behandelt werden. Typische Maßnahmen hierbei sind:

  • Kühlung: betroffene Stelle mit etwa 20 Grad kaltem Leitungswasser kühlen, jedoch höchstens für zehn Minuten3
  • Salben und Gels: werden zur Unterstützung des Heilungsprozesses oder zur Schmerzlinderung aufgetragen
  • Wundverband: ist nur bei offenen Wunden nötig und sollte steril erfolgen

Treten thermische Verletzungen im Gesicht sowie Genitalbereich auf oder sollten Sie nicht sicher sein, wie schwer die Verbrennung tatsächlich ist, suchen Sie in jedem Fall einen Arzt auf.

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Jana Welsner Zellfunktionen, Organsysteme und Krankheitsbilder – schon lange bevor Jana Welsner ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte, zog die Funktionsweise des menschlichen Körpers sie in ihren Bann. Nach einer Ausbildung zur Sanitätshelferin und dem Studium des vorklinischen Abschnitts der Humanmedizin entschloss sie sich, Interesse und Leidenschaft zu kombinieren. Seit 2017 arbeitet sie nun bei kanyo® und beschäftigt sich dabei täglich mit dem weiten und spannenden Feld der Gesundheitslehre und Heilkunde. Jana Welsner Medizinredakteurin und Lebensmitteltechnologin kanyo® mehr erfahren
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