Wie Mediziner die Quetschung beschreiben


Eine Quetschung entsteht durch das Zusammenpressen von Körperteilen unter starkem Druck und daraus hervorgehenden Gewebe- und Gefäßverletzungen. In Einzelfällen kann die Haut aufplatzen und auch Muskeln, Sehnen, Nerven, Knochen und innere Organe können in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine große Rolle spielen hierbei vor allem Unfälle im Straßenverkehr, im Haushalt, beim Sport oder am Arbeitsplatz. Glücklicherweise kommt es in den meisten Fällen aber nur zu leichten Quetschwunden, die mit folgender Symptomatik einhergehen:

  • rote oder blaue Verfärbung des betroffenen Bereichs (Bluterguss)
  • Schwellungen
  • eingeschränkte Beweglichkeit durch Schwellung und Schmerz
  • Empfindungsstörungen der Haut (wie Taubheitsgefühl, vermindertes Temperaturempfinden)
  • Schmerzen rund um die entstandene Quetschung

Bei schwereren Quetschwunden (beispielsweise durch Verkehrsunfälle oder Stürze) treten, je nach Ausmaß der Verletzung, noch weitere Symptome auf. Hierzu zählen körperliche Ausfälle durch Nervenverletzungen und Knochenbrüche, sehr starke Schmerzen und lebensbedrohliche Zustände durch Organblutungen, die eine sofortige medizinische Behandlung notwendig machen.

Häufig auftretende Quetschwunden


Da viele Dinge des Alltags mit den Händen ausgeführt werden, entstehen besonders häufig Quetschungen an den Fingern. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Einklemmen in Schubladen oder Türen. Die Dauer des gequetschten Zustandes und die Wucht, mit welcher die Tür oder Schublade geschlossen wird, bestimmen das Ausmaß der Verletzung. Neben Quetschungen an Fingern kommen jedoch auch oft Quetschungen an anderen Teilen der Hand, im Gesicht und an den Zehen vor. Gerade an den empfindlichen Füßen reicht schon ein auf die Zehen gefallener Gegenstand aus, um zu einer schmerzhaften Verletzung zu führen.

Schwerwiegende Quetschwunden im Bereich der oberen Extremitäten (also Finger, Hände und Arme) entstehen in der Regel beim Umgang mit großen Werkzeugen und Maschinen. Je stärker der Druck, desto höher die Wahrscheinlichkeit für drastische Verletzungen, die bis hin zu Amputationen führen können. Dies geschieht beispielsweise dann, wenn durch starkes Zusammendrücken Gewebe und Knochen durchtrennt werden.

Eine Quetschung im Gesicht hingegen (verursacht durch den Aufprall eines Balles oder einen Schlag mit dem Ellbogen beim Sport) führt häufig zu Blutergüssen im Bereich der Augen und zu Nasenverletzungen.

Die Behandlung einer Quetschung


Die Behandlung orientiert sich am Ausmaß der entstandenen Verletzung.

Bei einer Quetschung der Hand ohne offene Wunden, Sehnenschäden oder Knochenbrüche beispielsweise, werden in der Regel folgende Behandlungsschritte durchgeführt:

  • Kühlung:
    Die betroffene Körperstelle wird fünf Minuten unter fließendes, kaltes Wasser gehalten oder mit Hilfe von Kaltkompressen gekühlt. Die Kompressen sollten in ein Handtuch geschlagen werden, um Erfrierungen der Haut zu verhindern.
    Durch das Herabsenken der Temperatur ziehen sich die Blutgefäße zusammen und Schmerzen und Schwellungen werden gelindert.
  • Anlegen eines Verbandes:
    Um die Schwellung zurückzudrängen und dem betroffenen Körperbereich Stabilität zu geben, wird ein Verband über der Quetschung angelegt. Zusätzlich können hierbei schmerzlindernde, kühlende und abschwellende Salben verwendet werden. Das korrekte Anlegen des Verbandes erfordert ein wenig Übung, da er weder zu straff noch zu locker über der Quetschwunde liegen darf. Im Zweifelsfall sollte ein Arzt zurate gezogen werden.
  • Hochlagerung:
    Eine Hochlagerung unterstützt den Rückgang der Schwellung und sorgt dafür, dass die betroffene Körperstelle nicht zu viel bewegt und belastet wird. Am günstigsten ist eine Lagerung über Herzniveau (also über der Körperhöhe, auf der sich das Herz befindet), die bestenfalls so oft wie möglich durchgeführt wird.

Bei schwereren Quetschwunden mit offenen Hautstellen besteht die Gefahr einer Infektion, weswegen in jedem Fall ein Arzt hinzugezogen werden sollte. Mit Hilfe von Funktionstests (Test zur Überprüfung der Beweglichkeit) und Röntgendiagnostik kann dieser auch eventuell vorhandene Brüche oder Sehnenverletzungen ausschließen.

Mögliche Komplikationen bei Quetschungen


Auch wenn leichte Quetschungen in den meisten Fällen komplikationslos wieder abheilen, kommt es immer wieder zu Störungen im Genesungsprozess. Hierzu zählen Entzündungen, Ablösungen von Finger- oder Fußnägeln und das Kompartmentsyndrom.

  • Entzündungen:
    Bei offenen Quetschwunden mit aufgeplatzter Haut können leicht Erreger eindringen und eine Entzündung des Haut- oder Muskelgewebes verursachen. Da solche Infektionen bis hin zum Absterben des Gewebes führen können, müssen sie unbedingt ärztlich behandelt werden.
  • Nagelablösung:
    Bei einer Quetschung der Finger wird nicht selten der Fingernagel in Mitleidenschaft gezogen. Unter dem Nagel bildet sich ein Bluterguss, der durch die entstehende Schwellung zu starken Schmerzen führen kann. Um den Druck und den Schmerz zu lindern, bohrt der Arzt ein kleines Loch in den Nagel, durch welches das Blut abfließen kann. Je nach Ausmaß der Verletzung und des Blutergusses kann es auch zu einer Ablösung des Nagels kommen.
  • Kompartmentsyndrom:
    Einige Muskelgruppen an Armen und Beinen sind von einer straffen Bindegewebsschicht (Faszie) umschlossen. Zusammen bilden Muskeln und Faszien das sogenannte Kompartment. Kommt es durch eine Quetschung innerhalb des Kompartments zu einem Bluterguss, wird der Druck auf das Gewebe so hoch, dass starke Schmerzen entstehen und Zellen absterben. In seltenen Fällen kann auch ein zu eng angelegter Verband oder Gips die Ursache für das Kompartmentsyndrom sein. An der betroffenen Stelle muss so schnell wie möglich eine chirurgische Druckentlastung (beispielsweise eine Spaltung der Faszie mit dem Skalpell) vorgenommen werden.

Kleinere Quetschwunden und Blutergüsse sind ein Teil unseres Alltags. Für gewöhnlich ziehen sie keine Folgebeschwerden nach sich und heilen schnell wieder ab. Dennoch ist es wichtig, im Falle von Komplikationen sofort ärztlichen Rat einzuholen.

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Jana Welsner Zellfunktionen, Organsysteme und Krankheitsbilder – schon lange bevor Jana Welsner ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte, zog die Funktionsweise des menschlichen Körpers sie in ihren Bann. Nach einer Ausbildung zur Sanitätshelferin und dem Studium des vorklinischen Abschnitts der Humanmedizin entschloss sie sich, Interesse und Leidenschaft zu kombinieren. Seit 2017 arbeitet sie nun bei kanyo® und beschäftigt sich dabei täglich mit dem weiten und spannenden Feld der Gesundheitslehre und Heilkunde. Jana Welsner Medizinredakteurin und Lebensmitteltechnologin kanyo® mehr erfahren