
Was ist die periorale Dermatitis (Stewardessenkrankheit)?
Die periorale Dermatitis (POD), auch bekannt als periorales Ekzem, Mundrose oder Stewardessenkrankheit, ist eine entzündliche Hauterkrankung, die sich vor allem durch kleine, rote Pusteln und Rötungen um den Mund (perioral) äußert. Typisch für die Erkrankung ist, dass der Bereich direkt um die Lippen meist ausgespart bleibt.
Betroffen sind häufiger Frauen im mittleren Alter, die anlagebedingt unter trockener, empfindlicher Haut leiden.1 Bei Männern und Kindern ist die Hauterkrankung nur selten anzutreffen.2
Interessant!
Der umgangssprachliche Name „Stewardessenkrankheit“ entstand, weil Flugbegleiterinnen aufgrund intensiver Hautpflege und regelmäßiger Make-up-Nutzung besonders anfällig für die Hauterkrankungen waren.
Wie kommt es zu einer perioralen Dermatitis?
Die genauen Ursachen für die Entstehung einer perioralen Dermatitis sind unklar. Oft besteht allerdings ein Zusammenhang mit einer übertriebenen Verwendung von Pflegeprodukten. Die zu häufige Anwendung von etwa Make-up, Gesichtscremes mit hautbelastenden Inhaltsstoffen (wie Duft- oder Konservierungsstoffe) oder Reinigungsmitteln kann die Barrierefunktion der Haut zerstören. In der Folge ist die Haut nicht mehr in der Lage, notwendige Fette zu produzieren, wodurch sie austrocknet, spannt und schuppig wird. Viele Frauen versorgen die betroffenen Hautbereiche daraufhin noch intensiver mit Pflegeprodukten – diese können allerdings, je nach Inhaltsstoffen, die Haut weiter schädigen. Ein Teufelskreis entsteht, der in einer perioralen Dermatitis enden kann.
Neben einer übermäßigen Hautpflege kommen weitere Faktoren hinzu, so beispielsweise:
- Kosmetika mit reizenden Inhaltsstoffen (wie Parabene, Duftstoffe oder Silikone)
- empfindliche Haut (beispielsweise bei Vorliegen einer Rosacea)
- genetische Veranlagung
- Hormonschwankungen (wie Menstruation, Schwangerschaft, hormonelle Verhütungsmittel)
- Stress
- UV-Licht (Exposition gegenüber Sonne oder Solarium)
- Magen-Darm-Erkrankungen (Ungleichgewicht der Darmflora oder Besiedlung mit dem Hefepilz Candida albicans)
- fluoridhaltige Zahnpasta
- kortisonhaltige Medikamente (sowohl innere Anwendung, zum Beispiel bei Asthma, als auch äußere Anwendung, beispielsweise bei Hauterkrankungen)
Letztere Ursache spielt vor allem bei Kindern eine Rolle.3 Auch wenn eine periorale Dermatitis im Kindesalter nur selten auftritt, scheinen vor allem Kortikosteroide (wie Cortison) verantwortlich zu sein. Diese werden häufig bei der Behandlung von beispielsweise Asthma oder Allergien verordnet.
Was sind typische Symptome der Mundrose?
Von einer perioralen Dermatitis sind vorrangig Frauen betroffen, nur in seltenen Fällen treten die Hautrötungen bei Männern oder Kindern auf. Die Symptomatik unterscheidet sich dann allerdings nicht.
Zu Beginn zeigt sich die Mundrose durch einen geröteten Hautausschlag. Im weiteren Verlauf bilden sich an den Hautstellen, die betroffen sind, circa 2 Millimeter große, rötliche Papeln (Knötchen, Hauterhebungen) oder auch Pusteln (kleine Eiterbläschen).4
Die Hauterkrankung zeigt sich hauptsächlich um den Mund – charakteristisch ist ein etwa 2 Millimeter breiter, nicht befallener Randsaum um die Lippen.5 Schreitet die periorale Dermatitis weiter voran, ist möglicherweise auch der Bereich der Nasenflügel betroffen. Von dort breiten sich die Symptome mitunter bis zu den Mundwinkeln und den seitlichen Bereich des Kinns aus.
In einigen Fällen zeigt sich die Mundrose atypisch: So kann nur der Bereich um die Augenlider (periokulär) oder der Nase (perinasal) betroffen sein.
Begleitende Symptome können sein:
- Trockenheit
- Spannungsgefühl
- Überempfindlichkeit
- Juckreiz
Achtung, Verwechslungsgefahr!
- Rosacea: rote Flecken, sichtbare Äderchen (Teleangiektasien) und Pusteln vor allem im Bereich der Wangen, Stirn und Nase
- seborrhoische Dermatitis: rote Flecken sowie gelbe, fettige Schuppung auf der Kopfhaut und im Gesicht
- Kontaktdermatitis: Hautrötung, Schwellung, Quaddeln und schuppende Haut
- Akne (nur im Anfangsstadium): geröteter Ausschlag und Papeln
Diagnose beim Arzt: Wie wird eine periorale Dermatitis festgestellt?
Die Diagnose der perioralen Dermatitis erfolgt in der Regel durch eine klinische Untersuchung durch einen Dermatologen. Meist reicht ein geschulter Blick auf die typischen Hautveränderungen – kleine, rote Papeln oder Pusteln auf geröteter, schuppender Haut rund um den Mund – aus. Eine ausführliche Anamnese (Erfragung der Krankengeschichte) spielt eine entscheidende Rolle, insbesondere mit Hinweisen auf die Verwendung von Kosmetika, Steroidcremes oder anderen potenziell irritierenden Pflegeprodukten.
Zusätzliche Tests sind meist nicht erforderlich, können jedoch in seltenen Fällen notwendig werden, wenn der Verdacht auf eine zugrunde liegende Erkrankung besteht. Dazu zählen hormonelle Dysbalancen, allergische Erkrankungen oder Hautkrankheiten wie Rosacea.
Eine Abgrenzung zu anderen Hauterkrankungen wie Akne, Rosacea oder allergischen Reaktionen ist wichtig, da diese ähnliche Symptome zeigen können. Bei Bedarf können folgende Untersuchungen sinnvoll sein:
- Allergietests (zum Ausschluss einer Kontaktallergien)
- Hautbiopsie (bei Verdacht auf Rosacea oder seborrhoisches Ekzem)
- Hormontests (bei Hinweisen auf hormonelle Einflussfaktoren)
- mikrobiologische Abstriche (zum Ausschluss von bakteriellen Ursachen oder Pilzinfektionen)
In den meisten Fällen reichen jedoch eine gründliche Anamnese und die klinische Untersuchung aus. Weiterführende Tests werden nur bei diagnostischen Unsicherheiten oder atypischen Verläufen durchgeführt.
Behandlungsmöglichkeiten der perioralen Dermatitis
Stellt der Arzt zweifelsfrei fest, dass es sich um eine periorale Dermatitis handelt, muss der Betroffene Geduld aufbringen, denn die Behandlung ist oft ein langwieriger Prozess.
Folgende therapeutische Möglichkeiten gibt es:
Nulltherapie bei perioraler Dermatitis
Häufig liegt der Mundrose eine übermäßige Anwendung von Hautpflegeprodukten zugrunde. Daher besteht der erste Schritt in der Behandlung oft in der sogenannten Nulltherapie: Dabei werden alle potenziell reizenden Kosmetika und Pflegeprodukte für etwa 6 bis 12 Wochen abgesetzt, um der Haut Gelegenheit zur Regeneration zu geben. 6
Wichtig zu wissen ist, dass die Nulltherapie Geduld und Disziplin erfordert. Die Beschwerden werden in der Anfangsphase häufig vorübergehend schlimmer: der gerötete Ausschlag verstärkt sich, die Haut spannt, brennt und es kann sich eine nässende Entzündung bilden. Dieser Verschlimmerungszustand hält etwa 2 Wochen an, bevor es zu einer steten Besserung kommt.7
Sollten sich die Symptome nach der Verschlimmerungsphase nicht bessern oder sich neue Beschwerden entwickeln, halten Sie bitte Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt.
Gesichtspflege bei perioraler Dermatitis
Für die morgendliche Gesichtspflege gehen Sie wie folgt vor:7,8
- Sanft reinigen: Die Gesichtshaut mit lauwarmem Wasser benetzen und reinigen. Wer möchte, kann zusätzlich eine Reinigungsemulsion oder eine seifenfreie Waschlotion (Syndet) verwenden, um Schmutzpartikel im Gesicht sanft zu entfernen.
- Trocken tupfen: Kurz mit einem sauberen Handtuch abtupfen, ohne zu reiben.
- Spezielle Salbe verwenden: Nur das Mittel verwenden, welches der Arzt verordnet.
Reinigen Sie Ihr Gesicht abends wie am Morgen und tragen Sie die Salbe anschließend in einer etwas dickeren Schicht auf.
Medikamente bei perioraler Dermatitis
Bei unzureichendem Ansprechen auf die Nulltherapie können medikamentöse Behandlungen erwogen werden.
Zur äußeren Anwendung kommen infrage:9,10,11
- Topische Antibiotika (wirken lokal) wie Metronidazol oder Erythromycin werden zur äußeren Anwendung empfohlen.
- In hartnäckigen Fällen können Salben mit dem Wirkstoff Pimecrolimus zum Einsatz kommen. Dieser wirkt entzündungshemmend und kann Symptome wie Rötungen und Papeln reduzieren. Pimecrolimus ist für eine längerfristige Anwendung geeignet.
In schweren Fällen ist es auch möglich, dass der Arzt Medikamente zur inneren Anwendung verschreibt. Dazu gehören beispielsweise:8,9,10
- Isotretinoin gehört zu den oralen Retinoiden, die die Talgproduktion verringern und Entzündungen hemmen. Aufgrund seines Nebenwirkungsprofils sollte Isotretinoin jedoch nur unter strenger ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.
- Zu den oralen Antibiotika zählen Tetracycline (Breitbandantibiotikum) wie Doxycyclin oder Minocyclin. Diese werden über einen Zeitraum von etwa 4 Wochen verabreicht, wobei die Dosierung anschließend auf die niedrigste wirksame Dosis reduziert wird.
Allgemein sollten Patienten engmaschig von einem Dermatologen betreut werden, um den Therapieerfolg zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Wichtig!
Die Verwendung von kortisonhaltigen Präparaten sollte bei der perioralen Dermatitis komplett vermieden werden. Die Haut gewöhnt sich schnell daran und nach dem Absetzen des Medikaments kann eine Verschlimmerung des Ausschlags auftreten.8
Alternative Ansätze zur Behandlung der Mundrose
Viele Menschen versuchen pharmazeutische Arzneimittel und Cremes bei der Therapie der perioralen Dermatitis zu vermeiden und greifen daher zu alternativen Methoden:
- Umschläge mit schwarzem Tee können Spannungsgefühle lindern sowie entzündungshemmend und juckreizstillend wirken. Der Tee sollte 15 bis 20 Minuten ziehen und anschließend etwas abkühlen. Tränken Sie einen Umschlag mit dem Tee, wringen Sie diesen gut aus und legen Sie ihn für etwa 10 bis 15 Minuten auf die betroffenen Hautstellen. Das Ganze können Sie zwei- bis dreimal täglich wiederholen.7
- Einige Heilpraktiker vermuten, dass eine massive Amalgambelastung (zum Beispiel durch Amalgamzahnfüllungen) für die Entstehung der Mundrose verantwortlich sein könnte. Als Mittel der Wahl zur Behandlung verordnen sie daher Antimonium crudum D6 (schwarzer Spießglanz).12 Die Anwendung basiert auf homöopathischen Prinzipien, allerdings ist deren Wirksamkeit bei Mundrose bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen.
Weitere Tipps bei einer perioralen Dermatitis
Neben der Nulltherapie und medikamentösen Behandlungen können verschiedene Lebensstiländerungen und unterstützende Maßnahmen helfen, die Symptome der perioralen Dermatitis zu lindern und die Hautgesundheit zu fördern.
- Stressbewältigung: Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen könnten helfen, die Symptome zu reduzieren.
- Vermeidung von Reizstoffen: Verzicht auf reizende Stoffe wie fluoridhaltige Zahnpasta oder bestimmte Reinigungsprodukte, die die Haut zusätzlich belasten könnten.
- Wetterbedingungen und Raumluft: Trockene Heizungsluft, Klimaanlagen oder extreme Temperaturen wie Kälte und Hitze können die Haut reizen und eine periorale Dermatitis fördern. Schützen Sie Ihre Haut, zum Beispiel mit Luftbefeuchtern oder einem Schal.
- Sonnenschutz: Schützen Sie die Haut mit einem mineralischen Sonnenschutz ohne chemische Filter, da UV-Strahlung Entzündungen fördern kann.
- Probiotika: Es wird ein Zusammenhang zwischen chronischen Hauterkrankungen und dem Darm-Mikrobiom (Darmflora) vermutet.13 Durch die Gabe von Probiotika (lebende, nützliche Mikroorganismen) soll das Gleichgewicht des Mikrobioms wieder hergestellt werden, was sich positiv auf die Haut auswirken kann.
Allgemein kann sich eine gesunde Ernährung positiv auf das Hautbild auswirken. Doch wie sieht es bei entzündlichen Gesichtsdermatosen aus? Während für Akne und Rosacea bereits klare ernährungsmedizinische Empfehlungen existieren, fehlen solche spezifischen Leitlinien bisher für die periorale Dermatitis (aufgrund einer begrenzten Studienlage).14
Auch wenn konkrete Empfehlungen fehlen, kann eine ausgewogene und entzündungshemmende Ernährung, die beispielsweise reich an Omega 3-Fettsäuren (Lachs, Makrele, Walnüsse) ist, die Hautgesundheit fördern. Eine solche Ernährungsweise nimmt zudem einen positiven Einfluss auf das Immunsystem und die allgemeine Gesundheit.
Prävention: Wie lässt sich einer Mundrose vorbeugen?
Durch bestimmte Maßnahmen ist es möglich, die Entwicklung einer perioralen Dermatitis zu vermeiden. Wichtige Ansätze zur Vorbeugung sind beispielsweise:
- Hautpflegeroutinen: Vermeiden Sie übermäßige Pflege und häufiges Reinigen, um Irritationen zu reduzieren. Setzen Sie zum Schutz der Hautbarriere auf eine sanfte Pflege mit milden, reizfreien Produkten.
- Dekorative Kosmetik: Fettige oder porenverstopfende (komedogene) Make-up-Produkte können die Haut reizen und die Mundrose fördern. Nutzen Sie hautfreundliche Alternativen sparsam und reinigen Sie Make-up-Utensilien regelmäßig, um Keime zu reduzieren.
- Produktwahl: Fluoridhaltige Zahnpasta und reizende Kosmetika (zum Beispiel mit Alkohol oder Duftstoffen) können die Haut belasten. Wählen Sie fluoridfreie Alternativen und verzichten Sie auf aggressive Produkte, um Irritationen zu vermeiden.
- Verhaltensweisen: Stressbewältigungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen, das Risiko einer Mundrose zu reduzieren.
Zusätzlich zu den genannten Maßnahmen können auch ein entsprechender Sonnenschutz, die Vermeidung von Irritationen durch zu heißes Wasser oder trockene Luft sowie eine ausgewogene, gesunde Ernährung zur Vermeidung einer perioralen Dermatitis beitragen.
Häufig gestellte Fragen zur perioralen Dermatitis
Die periorale Dermatitis, auch Mundrose genannt, ist eine nicht ansteckende, entzündliche Hauterkrankung, die sich durch Rötungen, Papeln und Pusteln vor allem um den Mund äußert. Typisch ist ein schmaler, nicht befallener Bereich um die Lippen. Sie betrifft vor allem Frauen mit empfindlicher Haut und wird oft durch übermäßige Hautpflege ausgelöst.
Mundrose äußert sich durch ein Spannungsgefühl, Trockenheit, Juckreiz und manchmal durch ein Brennen der betroffenen Hautstellen. Zusätzlich treten gerötete Hautausschläge, kleine Pusteln und Schuppungen rund um den Mund auf.
Die sogenannte Nulltherapie, bei der alle reizenden Pflegeprodukte abgesetzt werden, ist der erste und wichtigste Schritt. Geduld ist hier allerdings erforderlich, da sich die Symptome in den ersten Wochen oft verschlechtern, bevor eine Besserung eintritt. In schweren Fällen können vom Arzt verordnete Medikamente wie topische Antibiotika oder entzündungshemmende Salben helfen.