Vernarbender Haarausfall: Alopecia cicatricalis


Vernarbenden Haarausfall nennen die Experten auch Alopecia cicatricalis oder vernarbende Alopezie. Wie der Name bereits andeutet, geht mit dem Krankheitsbild nicht nur ein Haarverlust einher, sondern darüber hinaus eine Narbenbildung auf der Kopfhaut. Diese ist in der Regel irreversibel (unumkehrbar).

Auch werden bei einer Alopecia cicatricalis die Haarfollikel, die umgebende Struktur und der Ankerpunkt des Haares, zerstört. Beim vernarbenden Haarausfall wächst das Haar deshalb nie mehr nach.

Anders als beispielsweise der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) ist die vernarbende Alopezie die optische Begleiterscheinung einer Kopfhauterkrankung oder -entzündung. Verschiedene Ursachen rufen die Alopecia cicatricalis hervor – so etwa:

  • Entzündung der Haarbälge (Folliculitis decalvans)
  • Autoimmunerkrankung der Haut (diskoide Lupus erythematodes)
  • Knötchenflechte (Lichen ruber planus)
  • Haaranomalien (zum Beispiel pseudopelade Brocq)
  • diverse Pilzinfektionen

Durch solche Bakterien-, Virus- oder Pilzinfektionen kommt es unter Umständen zu bleibenden Schäden der Haut und damit verbunden der Haarfollikel, was ein Nachwachsen der Haare dauerhaft verhindert. Daher kann eine Behandlung des Haarausfalls mit Medikamenten nur das Fortschreiten der vernarbenden Alopezie verhindert. Die kahlen Stellen bleiben hingegen dauerhaft bestehen.

Haarverlust bei Frauen: Postmenopausale frontale fibrosierende Alopezie


Die postmenopausale frontale fibrosierende Alopezie ist eine spezifische Form der vernarbenden Alopezien, die vor allem Frauen nach den Wechseljahren (Postmenopause) betrifft. Mit dieser Ausprägung des Haarausfalls geht eine krankhafte Hautveränderung einher, die lokal begrenzt ist und sich auf den Stirnhaaransatz beschränkt. Dieser verschiebt sich schleichend nach hinten.

Die Vergrößerung des Haaransatzes an der Stirn lässt sich durch die Behandlung mit Korticosteroiden (Steroidhormonen) verhindern. Präparate mit Betamethason, Diflorason oder Clobetasol werden bei der postmenopausalen frontalen fibrosierenden Alopezie häufig an den angrenzenden Haaren eingesetzt. Diese Wirkstoffe tragen dazu bei, die noch wachsenden Haare zu schützen.

Postinfektiöse Alopezie


Die postinfektiöse Alopezie steht im Zusammenhang mit bestimmten Erkrankungen, beispielsweise einer der folgenden:

  • Lungenentzündung
  • Scharlach
  • Grippe
  • bakterielle Infektionskrankheiten (zum Beispiel Leptospirosen)

Auch hohes Fieber, das die 39-Grad-Marke überschreitet1, kann zu einer postinfektiösen Alopezie führen. Der Haarverlust tritt dann etwa zwei bis vier Monate nach dem auslösenden Ereignis auf.2 Grund dafür ist eine Schädigung der Haarfollikel durch die jeweilige Erkrankung. Die Krankheit versetzt die Follikel frühzeitig in die Ruhephase. Nach dieser sogenannten Telogenphase fallen die Haare aus, um sich zu erneuern. Sie wachsen dann wie gewohnt nach.

Häufig spricht man im Zusammenhang mit krankheitsbedingtem Haarverlust nicht von einer Alopezie, sondern von einem Effluvium. Die Alopezie bezeichnet einen sichtbaren Haarausfall, bei dem die Kopfhaut erkennbar wird oder sich sogar kahle Stellen bemerkbar machen. Das Effluvium beschreibt hingegen einen erhöhten Haarverlust, der sich mit bloßem Auge meistens nicht erkennen lässt. Die genaue Diagnose nimmt ein Hautarzt vor.

Haarausfall durch äußere Einwirkungen


Auch mechanische Einwirkungen auf die Haare können einen Haarausfall nach sich ziehen. Jedes Haar ist im Follikel mit der Haut verankert. Starker Druck, der beispielsweise beim Kämmen oder durch ein ruckartiges Ziehen entsteht, reißt oftmals die einzelnen Haare aus. Auch ein dauerhafter Zug auf das Haarkleid trägt manchmal zu einem erhöhten Haarverlust bei. Beispiele für solche langanhaltenden mechanischen Einwirkungen sind ein streng gebundener Pferdeschwanz oder ein fester Dutt.

Hitze ist ebenfalls eine äußere Einwirkung, die sich auf den Haarwuchs beziehungsweise auf die Erscheinung der Haare auswirken kann. Häufiges Föhnen oder Glätten mit hoher Hitze hat einen negativen Einfluss auf die sichtbare Haarstruktur.

Verbrennungen und Verbrühungen, bei der die Haut zu Schaden kommt, betreffen mitunter auch die Haarfollikel. Je nach Verbrennungsgrad sind wie beim vernarbenden Haarausfall irreversible Schäden auf und in der Haut die Folge. Bei starken Verbrennungen ist die Produktionsstätte der Haare lokal unwiederbringlich zerstört, sodass keine Haare mehr nachwachsen.

Sonderfall: Haarverlust nach Chemotherapie


Auch bestimmte Medikamente bewirken unter Umständen einen Haarausfall. Während sich das Haar bei einer Behandlung mit dem Blutverdünner Heparin beispielsweise lediglich lichtet, können die Folgen einer Chemotherapie deutlich drastischer ausfallen. Viele Krebspatienten erleiden, durch eine Chemotherapie mit sogenannten Zytostatika, einen Haarverlust. Dieser kann nicht nur die Kopfhaare betreffen, sondern auch die Augenbrauen, Wimpern oder Körperhaare.

Was sind Zytostatika?

Dabei handelt es sich um Wirkstoffe, die gezielt Körperzellen vernichten oder ihre Vermehrung verhindern. Häufig fokussiert sich der Effekt von Zytostatika auf schnell teilende Zellen (wie Krebszellen).

Die Haarwurzelzellen teilen sich schnell, was dazu führt, dass die Zytostatika nicht nur Krebszellen zerstören, sondern darüber hinaus auch die Haarwurzeln. Dadurch brechen die Haare in der Wurzel ab und fallen aus. Mit dem Ende der Chemotherapie sowie dem Absetzen der zelltötenden Präparate wachsen die Haare jedoch innerhalb von vier bis acht Wochen wieder nach.3

Exkurs: Haarverlust durch Selbstverletzung


Selbstverletzungen, sogenannte Autoaggressionen, können außerdem zu einem Haarverlust führen. Zwanghaftes Haarausreißen (Trichotillomanie) entsteht infolge einer gestörten Impulskontrolle. Betroffene neigen dazu – meistens unter Anspannung, Stress oder in Extremsituationen – sich selbst die Haare auszureißen.

Dabei entfernen sich die Patienten nicht immer nur die Kopfhaare, sondern auch Gesichts- und Körperbehaarung. Das zieht auf Dauer oftmals haarlosen Stellen nach sich. Diese Form des Haarverlusts ist die Folge einer psychischen Krankheit, der man zum Beispiel durch eine Verhaltenstherapie begegnen kann.

Johanna Wirsing-Schneider Johanna Wirsing-Schneider ist studierte Germanistin. Seit 2016 arbeitet sie als freiberufliche Texterin, unter anderem für medizinische Themen. Ihr besonderes Interesse findet das breite Spektrum rund um Hautgesundheit und -pflege, mit dem sie sich auch in ihrer Freizeit intensiv beschäftigt. Johanna Wirsing-Schneider Autorin kanyo® mehr erfahren
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