Das gefährliche Rötelnvirus in Deutschland


Seit April 2013 besteht hierzulande eine Meldepflicht für Ärzte. Laut Robert-Koch-Institut kam es 2016 zu 95 Rötelnfällen in Deutschland. Davon konnten jedoch nur 22 Fälle durch eine Untersuchung im Labor eindeutig bestätigt werden. Das Ziel, die Viruserkrankung komplett auszurotten, konnte Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern wie Skandinavien oder den USA bisher also noch nicht erreichen.

Ansteckung mit Röteln


Das Rötelnvirus (Rubella-Virus) gehört zur Gattung der Rubiviren und kann einzig von Mensch zu Mensch übertragen werden. Infizierte verbreiten das Virus über Tröpfcheninfektion, also beim Sprechen oder Husten, über die Luft. Die Erreger dringen über die Schleimhäute der Atemwege ein und sammeln sich in den Lymphknoten, von wo aus sie über die Blutbahn in den ganzen Körper gelangen.

Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung dauert es etwa 14 bis 21 Tage. Doch schon etwa eine Woche vor den ersten Anzeichen sind Röteln ansteckend. Etwa die Hälfte der Personen, die sich das Virus einfangen, erkranken auch an Röteln. Die andere Hälfte bleibt verschont.

Unspezifische Röteln-Symptome bei Erwachsenen und Kindern


Röteln verlaufen bei Erwachsenen und Kindern sehr unterschiedlich. Da die Symptome von Röteln oft nicht eindeutig sind, können sie leicht mit anderen Kinderkrankheiten wie Masern, Windpocken oder Scharlach verwechselt werden. Erste mögliche Anzeichen von Röteln sind beispielsweise grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Schnupfen sowie leichtes Fieber (bis 39 Grad Celsius). Weiterhin können

  • Bindehautentzündungen,
  • Kopf- und Gliederschmerzen sowie
  • Lymphknotenschwellungen (vor allem im Nacken und hinter den Ohren) hinzukommen.

Ein paar Tage nach den anfänglichen Symptomen bildet sich außerdem ein rötlicher Hautausschlag aus, dem die Krankheit ihren Namen verdankt: Oft zeigen sich die kleinen hellroten Flecken hinter den Ohren und breiten sich in kurzer Zeit über den ganzen Körper aus. Der Ausschlag juckt meist gar nicht oder nur leicht und verschwindet nach zwei bis drei Tagen wieder.

Röteln an sich können bisher nicht behandelt werden, jedoch die Begleitsymptome wie Fieber oder Kopfschmerzen. So können beispielsweise fiebersenkende oder entzündungshemmende Medikamente nach Absprache mit dem Arzt verabreicht werden.

Vor allem Ruhe ist für Erkrankte wichtig, um schnell wieder zu Kräften zu kommen. Auch nach Abklingen des Hautausschlages sollten Betroffene etwa eine Woche zuhause bleiben und vor allem den Kontakt zu Schwangeren verhindern, um keine Ansteckung zu riskieren.

Röteln bei Erwachsenen: Seltene Komplikationen


Sehr selten führen Röteln, vor allem bei Erwachsenen, zu schweren Komplikationen. Hierbei gilt: Je älter der Infizierte, desto höher ist die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs. Folgende Probleme können auftreten:

  • Gelenkentzündungen
  • Gehirnentzündungen (Enzephalitis)
  • Entzündungen des Herzens
  • Gefäßschädigungen, die zu Blutungen unter der Haut führen

Gut zu wissen:

Bei vielen Infizierten bleiben die Symptome vollständig aus; die Krankheit verläuft symptomlos. Aber selbst Menschen, die keine Beschwerden entwickeln, können das Virus weitergeben.

Röteln in der Schwangerschaft: Die größte Gefahr


Problematisch sind Röteln vor allem während der Schwangerschaft. In diesem Fall gibt die Mutter das Röteln-Virus über den Mutterkuchen (Plazenta) an das ungeborene Kind weiter. Dadurch kann es zu einer sogenannten Rötelnembryofetopathie, einer Schädigung des ungeborenen Babys, kommen.

Folgende Schäden für das Kind sind aufgrund einer Infektion mit Röteln während der Schwangerschaft möglich:

  • Herzfehler (zum Beispiel Fallot-Tetralogie)
  • Augen- und Hördefekte (zum Beispiel Trübungen der Linse, Taubheit)
  • körperliche und motorische Entwicklungsstörungen
  • Wachstumsverzögerung in der Gebärmutter (niedriges Geburtsgewicht)
  • Vergrößerung der Leber und Milz
  • Mangel an Blutplättchen (Blutungsrisiko)
  • Entzündungen des Gehirns
  • Entzündungen der Lunge
  • Knochenfehlbildungen

Als Spätfolgen können sich außerdem Diabetes, Hormonstörungen oder Krampfleiden zeigen.
Umso eher sich die Mutter im Verlauf ihrer Schwangerschaft infiziert, umso höher ist die Gefahr einer Schädigung des Embryos: Im ersten Schwangerschaftsdrittel beträgt das Risiko 60 Prozent, in den ersten acht Schwangerschaftswochen sogar 90 Prozent. Nach dem vierten Schwangerschaftsmonat liegt das Risiko bei nur noch zehn Prozent.

In Deutschland kam es seit 2010 nicht mehr zu einer vorgeburtlichen Rötelninfektion – wobei das Robert-Koch-Institut davon ausgeht, dass viele Fälle nicht erfasst werden. Aufgrund der enormen Folgen, die eine Röteln-Infektion für das ungeborene Kind haben kann, kommt einer Vorbeugung durch Impfung eine besondere Rolle zu. Im Zweifelsfall lässt der Frauenarzt zu Beginn einer Schwangerschaft durch eine Blutuntersuchung testen, ob eine wirksame Immunität gegen Röteln vorliegt.

Röteln-Impfung: Kleiner Piekser, guter Schutz


Eine erste Röteln-Impfung kann bereits ab dem 9. Lebensmonat erfolgen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine kombinierte Impfung gegen Röteln, Masern und Mumps (MMR-Impfung). Zudem wird zu einer zweiten Auffrischungsimpfung geraten, die frühestens vier Wochen nach der ersten Impfung verabreicht werden kann. Auch bei Erwachsenen kann eine Impfung jederzeit nachgeholt werden.

Röteln-Impfungen sind im Allgemeinen sehr gut verträglich. Gelegentlich kommt es zu leichten Impfreaktionen mit geringer Temperaturerhöhung, Kopfschmerzen und Mattigkeit. Diese Symptome klingen jedoch schnell wieder ab.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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