Was ist eine Verbrühung?


Unter einer Verbrühung verstehen Mediziner eine Schädigung der Haut durch Hitze, ähnlich wie bei einer Verbrennung – mit dem Unterschied, dass die Ursache dieser Verletzung heiße Flüssigkeiten oder Dämpfe sind. Im Alltag kommt es meist durch heiße Getränke oder kochendes Wasser zu Unfällen mit Verbrühungen. Dabei muss die Temperatur der Flüssigkeit aber nicht unbedingt 100 Grad Celsius haben. Gerade bei Kindern oder Babys, die noch eine dünnere Haut als Erwachsene haben, reichen bereits Temperaturen ab etwa 50 Grad für eine Verbrühung aus. Besonders gefährlich an Verbrühungen ist, dass die heiße Flüssigkeit am Körper entlangfließt und sich die Verletzung somit rasch ausbreiten kann.

Wie wird die Haut durch Verbrühung geschädigt?


Was passiert bei einer Verbrühung nun genau? Um diese Frage zu beantworten, empfiehlt es sich, die Haut zunächst noch einmal genauer anzuschauen. Die menschliche Haut besteht aus drei Hautschichten: der Oberhaut, der Lederhaut und der Unterhaut. Die Oberhaut (Epidermis) ist an den meisten Körperstellen nur bis zu 0,1 Millimeter dick und schützt die unteren Hautschichten vor äußeren Einflüssen. Darunter befindet sich die Lederhaut (Dermis), die aus einem dichten Netz an Fasern besteht. Außerdem sitzen in dieser Schicht Blut- und Lymphgefäße, Nerven, sensorische Zellen und Hautdrüsen. Über die Nervenfasern werden Reize wie Druck, Kälte oder Wärme ans Gehirn weitergeleitet. Die Unterhaut (Subcutis) besteht neben Blutgefäßen vor allem aus Fettgewebe. Das Fett dient als Wärmeisolator und schirmt Knochen und Gelenke zusätzlich ab.

Bei einer Verbrühung dringt die Hitze in die Haut ein und schädigt die Hautschichten. Je nachdem, wie tief der dadurch entstandene Verletzungsgrad ist, unterscheidet man drei Grade der Verbrühung.

  • erster Grad:
    Nur die erste Hautschicht ist betroffen. Bei einer Verbrühung ersten Grades wird die Haut meist rot und schmerzt. Außerdem kann sie leicht anschwellen.
  • zweiter Grad:
    Wenn die Hitze bis in die Lederhaut eindringt, entstehen meist Blasen und/oder die Haut löst sich ab.
  • dritter Grad:
    Sind alle drei Hautschichten verletzt, können Nerven zerstört werden, wodurch Betroffene manchmal gar keine Schmerzen mehr spüren. Die Wunde der Verbrühung sieht weißlich aus und muss sofort ärztlich behandelt werden. In vielen Fällen bleibt eine Narbe zurück.

Wie kritisch eine Verbrühung ist, hängt jedoch nicht allein vom Schweregrad ab, sondern auch von der Größe der betroffenen Fläche. Sind bei Erwachsenen mehr als 15 Prozent der Körperoberfläche verbrüht, stellt dies eine potenziell lebensbedrohliche Situation dar. Bei Kindern sprechen Mediziner bereits ab acht Prozent von einem kritischen Wert.

Die Neunerregel zur Abschätzung der Körperfläche bei Verbrühungen
Zur schnelleren Einschätzung, wie groß die verbrühte Fläche ist, wird häufig die Neunerregel nach Wallace verwendet. Nach dieser Faustregel wird die gesamte Körperoberfläche bei einem Erwachsenen folgendermaßen in prozentuale Anteile eingeteilt:

  • Kopf: 9 Prozent
  • Rumpf vorne und hinten: jeweils 18 Prozent (2x)
  • Beine: jeweils 18 Prozent (2x)
  • Arme: jeweils 9 Prozent (2x)
  • Anal-Genital-Region: 1 Prozent

Auf Kinder können diese Werte aufgrund anderer Körperproportionen nicht übertragen werden. Zur Berechnung der verbrannten Körperoberfläche ist die Handflächen-Regel besser geeignet. Demnach wird die Handinnenfläche des Kindes (inklusive Finger) als Maß verwendet. Diese entspricht einem Prozent der Körperoberfläche.

Komplikationen bei sehr starken Verbrühungen


Nicht nur die Haut nimmt bei einer Verbrühung starke Schäden, es kann zu weiteren schweren Folgen kommen, bei denen sofort der Notarzt verständigt werden muss. So kann der Patient, wenn er über großflächige Verbrennungswunden viel Flüssigkeit verliert, einen hypovolämischen Schock (Volumenmangelschock) entwickeln. Diese Kreislaufstörung stellt eine lebensbedrohliche Situation dar.

Ebenso kann es bei Opfern starker Verbrühungen leicht zu einer Sepsis (Blutvergiftung) kommen, da in diesem Fall die Haut als Schutzmantel gegen Krankheitserreger wegfällt. Dadurch können im schlimmsten Fall auch an sich unbeteiligte Organe wie die Nieren ihre Funktion aufgeben. Auf eine Sepsis weisen unter anderem plötzliche Schnellatmung des Patienten, eine erhöhte (über 38,8 Grad Celsius) oder sehr niedrige Körpertemperatur (unter 35,5 Grad Celsius) sowie ein beschleunigter Puls (mit über 100 Schlägen pro Minute) hin.

Wichtig:

Rufen Sie bei starken Verbrühungen (zweiten oder dritten Grades) oder bei großflächigen Verbrühungen umgehend den Notarzt. Schwerstverbrannte Patienten werden meist in Krankenhäuser eingeliefert, die auf Verbrennungen spezialisiert sind.

Erste-Hilfe: Was tun bei Verbrühung?


Bei einer Verbrühung ist die richtige Erste-Hilfe entscheidend für den Patienten. Geeignete Sofortmaßnahmen können das Ausmaß der Verletzung stark beeinflussen. Beteiligte sind jedoch mit der Situation oft überfordert und wissen nicht, was sie im Fall einer Verbrühung am besten tun oder lassen sollen. Das Wichtigste in einer solchen Situation ist daher Ruhe zu bewahren. Hier erfahren Sie, wie Sie Schritt für Schritt vorgehen:

  1. Als Erstes müssen Sie die Hitzeeinwirkung stoppen. Entfernen Sie sofort – aber vorsichtig – die durchtränkte Kleidung, um ein "Nachbrennen" durch Hitzestau zu vermeiden.
  2. Verständigen Sie bei schweren Verbrühungen sofort den Notarzt, da die Gefahr eines Schocks besteht.
  3. Kühlen Sie die betroffene Stelle, in dem Sie etwa zehn Minuten Wasser über die Hautpartie fließen lassen. Das Wasser sollte eine möglichst lauwarme Temperatur (etwa 15-20 Grad Celsius) haben. Auf Kühlen mit Eis ist hingegen zu verzichten, weil die Kälte die Durchblutung der Haut fördert und dadurch noch stärkere Schmerzen verursachen beziehungsweise zu Kälteschäden führen kann. Bei Verbrühungen im Gesicht können Sie feuchte, möglichst fusselfreie Tücher auflegen.
  4. Lassen Sie den Patienten nicht alleine und versuchen Sie ihn zu beruhigen. Vor allem Kinder müssen in einer solchen Situation getröstet werden.
  5. Blei kleineren Verbrühungen, wenn Sie selbstständig einen Arzt aufsuchen können, sollten Sie die Wunde mit sterilen Kompressen abdecken. Achten Sie darauf, die Wunde nicht mit Ihren Fingern zu berühren, um Infektionen zu vermeiden. Auch Brandblasen sollten nicht selbst geöffnet werden.

Bei harmloseren Verbrühungen (ersten Grades) können Sie diese im Regelfall selbst behandeln. Cremen Sie die betroffene Stelle mit kühlenden und feuchtigkeitsspendenden Salben oder Lotionen ein. Außerdem sind in der Apotheke spezielle Wund- und Brandgels erhältlich. Diese beinhalten oft pflanzliche Stoffe (wie Ringelblume, Beinwell, Arnika oder Brennnessel), die die Wundheilung fördern. Auf Hausmittel wie Öl oder Mehl sollten Sie hingegen verzichten.

Wann zum Arzt?

Kleine Verbrühungen können oft selbst behandelt werden. Im Zweifelsfall ist es aber dennoch ratsam den Arzt aufzusuchen, da er Verbrühungen besser einschätzen kann. Kleine Kinder sollten grundsätzlich dem Arzt vorgestellt werden.

Verbrühung vorbeugen: Achtung heiße Flüssigkeiten!


Vor allem bei Babys und Kleinkindern kommt es häufig zu Verbrühungen, weil diese die Gefahr heißer Flüssigkeiten noch nicht erkennen. Umso wichtiger ist es, dass Eltern einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um Verbrühungen so gut wie möglich zu vermeiden. Hier finden Sie einige Tipps, was Sie tun können:

  • Gerade wenn Kinder in einem Alter sind, wo sie schon laufen können, sollten Sie Kochtöpfe am besten auf die hintere Herdplatte stellen und so drehen, dass die Kinder sie nicht erfassen und herunterziehen können.
  • Eine Gefahr, die oft übersehen wird, ist der Wasserkocher: Kinder ziehen ihn schnell am Kabel herunter. Platzieren Sie ihn daher am besten außer Reichweite der Kleinen.
  • Auch beim Trinken können sich Kleinkinder und Säuglinge verbrennen. Testen Sie vorher immer selbst, wie heiß erhitzte Getränke sind.
  • Tragen Sie niemals Ihr Baby und ein heißes Getränk gleichzeitig. Durch Strampeln des Babys kann das Getränk schnell überschwappen und zu Verbrühungen des Kindes führen.
  • Badewasser, das Erwachsene als angenehm empfinden, kann für Kleinkinder und Säuglinge zu heiß sein. Überprüfen Sie die Temperatur deshalb vorher mit einem Thermometer. Bei Babys ist eine Wassertemperatur von 37 Grad Celsius richtig.

Gänzlich vermeiden lassen sich Verbrühungen im Alltag sicher nicht. Aber mit den genannten Sicherheitsmaßnahmen können Sie das Risiko deutlich reduzieren.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren