Schuppenflechte an den Nägeln – wie geht das?


Auf den ersten Blick mag es unsinnig erscheinen, dass eine Hauterkrankung wie die Schuppenflechte auf die Nägel übergreift – auf den zweiten nicht mehr unbedingt. Denn ganz streng genommen sind Finger- und Zehennägel Verwandte unserer Haut: Spezialisierte Hautzellen schichten verhornte Zellen übereinander; von der Nagelwurzel aus wachsen die Hornplatten dann nach vorn. Je länger sie werden, desto weiter rutschen sie auf dem Nagelbett. Einen Millimeter schaffen die Fingernägel in etwa einer Woche; die Zehennägel wachsen etwas langsamer und brauchen gut einen Monat für dieselbe Länge.

Auch wenn wir die Nägel heute nicht mehr als Jagd-Werkzeug benötigen – so wie einst die Krallen als Vorstufe der Finger- und Zehennägel – erfüllen sie dennoch einige wichtige Aufgaben. Für die Tast-Fähigkeit unserer Finger sind sie beispielsweise unerlässlich: Ihre Festigkeit und Position oben auf dem Finger bietet idealen Widerstand gegenüber der weichen Fingerspitze. So können wir genau erspüren, wie viel Druck wir beim Tasten ausüben sollten. Außerdem schützen sie die empfindlichen Finger maßgeblich vor Verletzungen und Schmerz.

Symptome von Schuppenflechte an den Nägeln


Äußert sich eine Schuppenflechte an den Nägeln, kann das unterschiedliche Ausprägungen haben. Betroffen sind dabei nicht immer alle Nägel, die Ausbreitung ist individuell und kann von Schub zu Schub variieren.

Ölflecken
Taucht bei Schuppenflechte-Patienten ein gelber oder rötlicher Fleck auf dem Nagel auf, spricht man von einem Ölfleck. Er entsteht durch eine Entzündung des Nagelbetts: Die Schuppen, die dabei in großer Zahl entstehen, drücken von unten gegen die Nagelplatte. Im schlimmsten Fall findet der Nagel dadurch keinen Halt mehr und löst sich ab.

Tüpfelnägel
Sie sind jeweils etwa so groß wie ein Stecknadelkopf: Im Rahmen der Schuppenflechte kann es auf den Nägeln zu mehreren Einbuchtungen kommen. Sie sind meist deutlich erkennbar und werden durch entsprechende Behandlung nicht abgemildert – sie wachsen gemeinsam mit dem Nagel heraus.

Krümelnägel
Im Fall der Krümelnägel werden die Finger- und Zehennägel stark von der Schuppenflechte in Mitleidenschaft gezogen. Sie verfärben sich und werden krümelig; die Hornplatte selbst reißt ein, Splitter bilden sich. Oftmals brechen dadurch ganze Teile des Nagels heraus.

Schuppen unter den Nägeln
Ist die Haut unter den Nägeln durch die Schuppenflechte stark beansprucht, kann das neben Druckempfindlichkeit und Schmerzen auch Folgen für den Nagel als Ganzes haben: Je großflächiger und stärker die Schuppenbildung auftritt, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Hornplatte nicht mehr am Finger oder Zeh gehalten werden kann. Sie fällt ab und eine neue muss über das Nagelbett wachsen.

Begleiterscheinungen der Nagelpsoriasis


Auffällig ist der Zusammenhang zwischen Schuppenflechte an den Nägeln und Psoriasis Arthritis. Der überwiegende Großteil aller Patienten deren Schuppenflechte die Gelenke angreift, leidet ebenso an Nagelpsoriasis. Sogar die Schweregrade beider Schuppenflechte-Formen scheinen verknüpft zu sein.

Meist zeigt sich die Schuppenflechte an den Nägeln, bevor die Psoriasis Arthritis ausbricht. Das Auftreten von Ölflecken, Tüpfelnägeln und Co. kann deshalb durchaus die Ausbildung dieser Art von Schuppenflechte ankündigen. Beschwerden zeigen sich dann nicht mehr nur auf der Haut oder an den Nägeln, sondern auch im Inneren des Körpers: Gelenke – mehrheitlich im Bereich der Wirbelsäule und / oder der Hände und Füße – entzünden sich und sind in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Auf Dauer kann das die betroffenen Gelenke verändern oder sogar zerstören.

Doch Vorsicht!

Veränderungen oder Schmerzen im Bereich der Nägel müssen nicht immer auf eine Nagelpsoriasis hindeuten – selbst dann nicht, wenn Sie bereits an der gewöhnlichen Schuppenflechte leiden. Nagelpilz, Mangelernährung oder bestimmte Medikamente können zu ganz ähnlichen Beschwerden führen. Lassen Sie sich bei Verdacht auf Schuppenflechte an den Nägeln also unbedingt auch auf Nagelpilz und Co. untersuchen.

Im Zusammenhang mit Schuppenflechte an Finger- und Zehennägeln können außerdem psychische Beschwerden auftreten oder zunehmen. Durch die kaum zu verbergende Erkrankung an Schuppenflechte sind viele Betroffene sowieso schon angeschlagen – sie fürchten die Reaktionen und vor allem die Ablehnung ihrer Mitmenschen. Verändern sich nun auch noch die Nägel, kann diese Angst weiter zunehmen. Lebensfreude und soziale Aktivitäten sinken in der Folge – die Erkrankten ziehen sich zurück.

Die Behandlung von Schuppenflechte an den Nägeln


Um das Fortschreiten der Beschwerden aufzuhalten oder zumindest zu verringern, stehen mehrere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Kortison-Präparate zur äußerlichen Anwendung können die Nagelpsoriasis ebenso lindern wie Salben und Lotionen, die auch bei gewöhnlicher Schuppenflechte zum Einsatz kommen. Häufig werden auch die Bestrahlung mit UVA- und UVB-Licht, spezielle Lacke und mechanische Behandlungen (zum Beispiel Abfräsen) eingesetzt, um die Nagelveränderungen einzudämmen. Entspannungsübungen können dabei helfen, gelassener im Umgang mit der Krankheit zu werden und die psychischen Folgen der Schuppenflechte abzuschwächen.

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Jenni Graf Könnte Jenni Graf Blut sehen, wäre sie Ärztin geworden – da das aber leider nicht der Fall ist, hat sie sich für den deutlich unblutigeren Beruf der Medizinredakteurin entschieden. Nach ihrem Medizinjournalismus-Studium war sie von 2016 bis 2020 Teil von kanyo®. Jenni Graf Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren