Neurodermitis: Genetische Veranlagung als Voraussetzung


Neurodermitis kann in jedem Lebensalter auftreten, besonders häufig zeigt sich die Hauterkrankung jedoch im Säuglings- und Kleinkindalter. Bis zu 15 Prozent aller Kinder sind von der chronisch entzündlichen Erkrankung betroffen.1 Um eine Neurodermitis (atopisches Ekzem) zu entwickeln, stellt die genetische Veranlagung einen wichtigen Faktor dar: Das Erkrankungsrisiko für Kinder steigt auf etwa 70 Prozent, wenn beide Elternteile an Neurodermitis erkrankt sind.2

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Neurodermitis beim Kind – eine Mama erzählt
Wie geht man als Mutter oder Vater mit der Diagnose um? Welche Probleme bringt der Alltag? In unserer Podcast-Folge berichtet Anita, was es heißt, wenn das eigene Kind von Neurodermitis betroffen ist.

Neurodermitis äußert sich vor allem durch eine trockene Haut, die empfindlich auf Reize reagiert. Hierzu zählen zum Beispiel Allergien wie Heuschnupfen oder eine Lebensmittelallergie, psychische Belastungen und Reizstoffen wie Wolle. Die Haut reagiert darauf mit unscharf begrenzten, geröteten Hautstellen, oftmals gepaart mit Schuppen oder Bläschen.

Begleitet werden diese oft von einem quälenden Juckreiz, dem die Betroffenen nur schwer widerstehen können. Das Kratzen beschädigt jedoch die Haut – das Risiko von Entzündungen und Infektionen steigt.

Da Neurodermitis nicht heilbar ist, richtet sich die Behandlung in erster Linie gegen die Beschwerden. Die Linderung sowie das Verhindern eines erneuten Schubes stehen im Mittelpunkt der Therapie.

Homöopathie bei Neurodermitis: Die ganzheitliche Sichtweise


Neben klassischen Behandlungsmethoden mit beispielsweise Medikamenten oder kortisonhaltigen Salben setzen Neurodermitis-Betroffene mitunter auf alternative Therapien wie Homöopathie. Dieses Heilverfahren zeichnet sich durch das sogenannte Ähnlichkeitsprinzip aus, also Gleiches mit Gleichem zu behandeln. Konkret bedeutet dies, dass ein Mittel zum Einsatz kommt, das bei einem gesunden Menschen ähnliche Symptome hervorruft, wie sie der Erkrankte zeigt.

Verfolgt man diesen Ansatz weiter, spielt für die homöopathische Behandlung von Neurodermitis nicht nur die Hauterkrankung an sich eine Rolle, sondern der Patient ganzheitlich – das heißt, der generelle Gesundheitszustand, Gewohnheiten oder die Krankheitsgeschichte sind ebenfalls wichtig für die Behandlung. In einem ausführlichen Gespräch können daher folgende Fragen geklärt werden:

  • Welche Essgewohnheiten hat der Patient?
  • Leidet der Patient unter psychischen Belastungen?
  • Welchen Einfluss haben klimatische Veränderungen wie Kälte, Wärme oder Sonneneinstrahlung?
  • Liegen Allergien vor?

All diese Faktoren werden bei der Homöopathie berücksichtigt. Das individuelle Bild des Patienten und seiner Neurodermitis entscheidet schließlich über die Therapie. Diese richtet sich auch nach dem Erscheinungsbild der Neurodermitis. So können zum Beispiel folgende homöopathische Mittel zur Anwendung kommen:

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Mezereum D6Hinter der Bezeichnung verbirgt sich die Heilpflanze Seidelbast. Das gewonnene Mittel wird bei starkem Juckreiz und Bläschen- sowie Krustenbildung eingesetzt.
Oleander D6Das Mittel wird aus den Blättern der gleichnamigen Pflanze gewonnen und unter anderem bei einem starken Befall von Neurodermitis im Kopfbereich angewandt.
Borax D6Ebenfalls unter der Bezeichnung Natriumtetraborat bekannt, gehört das Salz zur Stoffgruppe der Minerale. Es soll Linderung bei trockener, stark juckender Haut verschaffen.
Alumina D12Alumina (Tonerde) gehört zur Stoffgruppe der Minerale. Es findet bei trockener, rissiger Haut und starkem Juckreiz Anwendung.

Der Einsatz homöopathischer Mittel ist dabei nicht als alleinige Therapieform zu sehen: Wer den Verdacht hegt, an Neurodermitis zu leiden, sollte in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. So unterschiedlich der Ansatz von Schulmedizin und Homöopathie sein kann, schließen sie sich gegenseitig jedoch nicht aus – ein Nebeneinander beider Formen zur Behandlung von Neurodermitis ist nicht selten.

Weitere Methoden bei Neurodermitis: Schüßler Salze und TCM


Bei der Behandlung von Neurodermitis setzen manche Betroffene auf die Wirkung von Schüßler Salzen. So kommt beispielsweise das Schüßler Salz Nr. 8, Natrium chloratum (Kochsalz), zum Einsatz, da es eine wesentliche Rolle beim Flüssigkeitshaushalt des Körpers spielt – ein wichtiger Faktor bei trockener Haut. Des Weiteren werden

  • Ferrum Phosphoricum (Nr. 3) sowie Kalium Chloratum (Nr. 4) gegen Entzündungen
  • und Magnesium Phosphoricum (Nr. 7) bei Juckreiz angewandt.

Die Darreichung von Schüßler Salzen kann sowohl äußerlich, in Form von Salben, als auch innerlich, in Form von Tabletten, erfolgen. Die Salze kommen in erster Linie als ergänzende Methode zur Schulmedizin oder Homöopathie zum Einsatz.

Zur Behandlung von Neurodermitis ist auch die Akupunktur im Gespräch, die der Traditionellen Chinesischem Medizin (TCM) entspringt. Bei diesem Heilverfahren bilden die sogenannten Meridiane eine wichtige Säule.

Dabei handelt es sich um Bahnen, die den gesamten menschlichen Körper durchziehen und durch die das Qi – die Energie des Körpers – fließt. Je nach Krankheit und Patient werden lange, dünne Nadeln an unterschiedlichen Punkten der Meridiane eingestochen. Mithilfe der Akupunktur, also der Nadelung, soll eine Verbesserung der Beschwerden erzielt werden.

Die Akupunktur kann bei Neurodermitis als unterstützendes Heilverfahren zum Einsatz kommen. Allerdings liegen bislang keine wissenschaftlichen Belege für deren Wirksamkeit vor. Die positiven Effekte, die bei einigen Patienten erzielt wurden, werden dem Glauben und dem Placebo-Effekt zugeschrieben.

Inwiefern die Akupunktur dem einzelnen Betroffenen helfen kann, ist nur über Ausprobieren herauszufinden. Als ergänzende Therapieform zur Schulmedizin sind Erfolge durchaus möglich.

Hilfe aus der Natur – Pflanzenheilkunde als Möglichkeit


Bei der Linderung der Beschwerden zieht es so manchen Neurodermitis-Patienten zu alternativmedizinischen Methoden: eine weitere Möglichkeit ist die Pflanzenheilkunde. Zur lokalen Verfügung stehen beispielsweise Bäder mit Weizenkleie und Eichenrinde: Ersterer wird ein lindernder Effekt bei Juckreiz sowie Entzündungen zugeschrieben. Eichenrinde soll mit ihren Gerbstoffen dagegen bei nässenden Ekzemen helfen und eine entzündungshemmende Wirkung besitzen. Allerdings ist die Verträglichkeit der Bäder von Patient zu Patient unterschiedlich.

Wissenswert:

Beim Baden darauf achten, dass Sie nicht zu lange und zu häufig baden
– dies kann die Haut austrocknen. Eine Alternative ist Duschen: Sofern Sie den Strahl Ihres Duschkopfes verstellen können, sollten Sie einen sanften Wasserstrahl bevorzugen, da dieser weniger belastend für die Neurodermitis-Haut ist.

Des Weiteren steht bei trockenen Ekzemen zum Beispiel Hausmittel wie Stiefmütterchen-Tee als Auflage zur Verfügung. Entzündliche Erkrankungen der Haut sowie Juckreiz sollen durch den Einsatz der Heilpflanze gelindert werden.

Weitere Heilpflanzen zur Behandlung von Neurodermitis:

  • Nachtschatten
  • Aloe Vera
  • Kamille
  • Nachtkerze
  • Salbei
  • Teebaum

Den Heilpflanzen wird ein beruhigender, entzündungshemmender und antibakterieller Effekt zugeschrieben. Deren Wirkung kann, muss aber nicht bei jedem Neurodermitis-Patienten zur Linderung der Symptome beitragen.

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1H. Renz-Polster, N. Menche, A. Schäffler: Gesundheit für Kinder. Kösel-Verlag München 2013. S.382.
  • 2Peter Fritsch: Dermatologie und Venerologie für das Studium. Heidelberg 2009, S. 102.