Kurz erklärt: Was ist Mundsoor?
Bei Mundsoor (orale Candidose) handelt es sich um eine Pilzinfektion im Mund, die häufig bei Babys auftritt. Der Grund: Ihre Hautbesiedelung mit gesunden Keimen ist noch nicht so gut entwickelt, weshalb bestimmte Pilze – allen voran der Hefepilz Candida albicans – sich leicht ausbreiten können.
Symptome: Wie lässt sich Mundsoor erkennen?
Der Pilzbefall zeigt sich als krümeliger, weißlich-grauer Belag auf:
- Zunge
- Gaumen
- Gaumeninnenseiten
- Zahnfleisch
- Lippen
Typisch ist, dass sich der Belag nur schwer abwischen lässt. Darunter zeigen sich entzündete, zum Teil blutige Hautstellen.
Da Mundsoor durchaus mit Schmerzen verbunden ist, kann es sein, dass das Baby weniger trinkt, unruhig ist oder viel weint. Auch leichtes Fieber ist möglich.
Interessant:
Bei Bays mit Mundsoor kommt es häufig zu einer zusätzlichen Pilzinfektion im Windelbereich, dem sogenannten Windelsoor. Dieser äußert sich jedoch nicht als weißlicher Belag, sondern in Form kleiner Pusteln oder Pickelchen im Windelbereich.
Ursachen: Wie kommt es zur Pilzinfektion?
In der Regel wird die Infektion im Mund durch den Hefepilz Candida albicans hervorgerufen (90 Prozent der Fälle).1 Candida albicans ist beim Menschen häufig auf den Mund- und Rachenschleimhäuten, im Genitalbereich und Verdauungstrakt anzutreffen. An sich ist der Hefepilz harmlos. Bei gesunden Personen halten die gutartigen Keime auf der Haut und im Körper den Hefepilz in Schach.
Vermehrt er sich allerdings übermäßig, kann der Hefepilz Erkrankungen wie eine Scheidenpilzinfektion, eine Mundschleimhautentzündung oder eben Mundsoor auslösen.Ein Grund hierfür ist ein geschwächtes Immunsystem.
Aha!
Ältere Kinder und Erwachsene erkranken in der Regel nur dann, wenn ihr Immunsystem geschwächt ist. So ist Mundsoor in einigen Fällen ein Zeichen für Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), da dieser das Immunsystem der Patienten beeinträchtigt. Auch wer über einen längeren Zeitraum Antibiotika einnehmen musste, ist anfälliger für den Mundpilz. Denn während einer Antibiotikagabe werden nicht nur die krankmachenden Bakterien vernichtet, sondern auch die nützlichen Keime im Körper – in der Folge gerät die Mundflora (Gesamtheit der in der Mundhöhle angesiedelten Mikroorganismen) durcheinander. Aber auch die Anwendung von Cortison kann dazu führen, dass sich Bakterien besser ausbreiten, da durch den Wirkstoff die körpereigene Abwehr sinkt.
Von Mundsoor sind vorrangig Babys betroffen, da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Auch deren Haut ist noch nicht ausreichend mit nützlichen Keimen bedeckt, die dafür sorgen, dass Pilze und andere Erreger nicht überhand nehmen. Je weiter die Entwicklung des Immunsystems fortschreitet, desto seltener kommt es zum Mundpilz. Eine vollständige Immunität gegenüber dem Pilz gibt es allerdings nicht.
Doch wie steckt sich das Baby mit Candida albicans an? Es gibt verschiedene Wege, auf denen sich die Kleinsten mit dem Hefepilz infizieren können, beispielsweise:
- Ansteckung bei der Geburt: Da schwangere Frauen anfälliger sind für einen Pilzbefall im Genitalbereich, kommen Neugeborene häufig schon bei der vaginalen Geburt mit dem Hefepilz in Kontakt.
- Ansteckung beim Stillen: Die Brustwarzen der Mutter können ebenfalls von Soor befallen sein. Trinkt der Säugling, gelangen die Erreger in dessen Mund. Die Übertragung funktioniert aber auch umgekehrt. Wenn das Kind infiziert ist, kann es beim Stillen die Mutter anstecken – es entsteht Brustsoor.
- Ansteckung bei den Eltern: Zwischen 30 und 50 Prozent der Menschen weisen Candida albicans entweder auf der Haut oder in der Mundhöhle auf.ii Eine Übertragung von Soor ist daher gar nicht so abwegig, vor allem, wenn Eltern beispielsweise den Schnuller oder einen Löffel abschlecken und ihn anschließend ihrem Baby wiedergeben.
- Mangelnde Hygiene: Schnuller, Beißring, Flaschensauger – kleine Kinder stecken sich gerne alles Mögliche in den Mund. Allerdings können diese Gegenstände, wenn sie nicht ausreichen sterilisiert wurden, ebenfalls eine Infektion auslösen. Auch unsaubere Hände können bei der Übertragung eine Rolle spielen.
Sollte es zu einer Erkrankung mit Mundsoor kommen, machen Sie sich bitte keine Vorwürfe. Der Hefepilz ist sehr ansteckend und leicht übertragbar.
So diagnostiziert der Arzt Mundsoor
Wenn der Verdacht auf Mundsoor besteht, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Passende Ansprechpartner sind sowohl der Hausarzt als auch der Zahn- oder Hautarzt. Bei betroffenen Kindern bietet sich der Kinder- und Jugendarzt an.
Der Arzt erkennt den Mundsoor meist an seinem typischen krümeligen, weißlich-grauen Belag. Andere Beschwerden verhärten meist den Verdacht: der Belag lässt sich schwer abwaschen, der kleine Patient hat leichtes Fieber, trinkt wenig oder ist unruhig.
Zusätzlich kann der Arzt einen Abstrich von der Mundschleimhaut entnehmen, die im Labor unter dem Mikroskop untersucht wird.
Behandlung von Mundsoor: Medizinische Ansätze und Hausmittel
Obwohl Mundsoor eine eher harmlose Erkrankung ist, bedarf sie einer medizinischen Behandlung. Sie verschwindet in der Regel nicht und kann sich bei Nichtbehandlung weiter im Körper ausbreiten. Daher verschreibt der Arzt sogenannte Antimykotika (pilzabtötende Medikamente).
Meist werden diese in Form eines Gels oder einer Lösung auf die betroffenen Bereiche im Mund aufgetragen. Der Soor wird somit direkt auf der Haut bekämpft.
Wie lange dauert die Pilzinfektion?
Wird der Mundsoor frühzeitig erkannt und gezielt behandelt, dauert die Therapie bis zu 14 Tage.3 Handelt es sich um einen hartnäckigen Pilz, kann im Anschluss eine Weiterbehandlung nötig sein. Diese wird aber in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt durchgeführt.
Bis zum Arztbesuch, beziehungsweise auch als begleitende Maßnahme, können Sie auf verschiedene Hausmittel zurückgreifen. Zur Stabilisierung der Mundschleimhaut sowie zur Linderung von Brennen und Wundgefühl hat sich beispielsweise das Betupfen mit einer Ratanhia-Myrrhe-Tinktur bewährt.
Ältere Kinder und Erwachsene können unterstützend zu Spülungen greifen, beispielsweise mit:4
- Apfelessig (antimykotische Wirkung)
- Salzwasser (reinigender Effekt)
- Teebaumöl (antimykotische Eigenschaften)
- Borsäure (keimmindernde Wirkung)
Auch geschnittener Knoblauch soll kurzfristig Linderung verschaffen. Zu verdanken ist dies dem enthaltenen Allicin, einem schwefelhaltigen Wirkstoff, der in der Naturheilkunde für seine antimikrobiellen Fähigkeiten bekannt ist. Inwiefern jedoch Knoblauch und Co. tatsächlich bei Mundsoor helfen, ist wissenschaftlich nicht ausreichend geklärt.
Präventive Maßnahmen zur Vermeidung eines Pilzbefalls im Mund
Auch wenn der Hefepilz Candida albicans bei vielen Menschen bereits im Körper existiert, können Sie einige Maßnahmen ergreifen, um das Übertragungsrisiko zu minimieren.
- Schwangere Frauen sollten insbesondere im letzten Drittel der Schwangerschaft eine mögliche Scheidenpilzinfektion frühzeitig behandeln. So kann verhindert werden, dass sich das Neugeborene bei der natürlichen Geburt mit Soor infiziert.
- Bei Babys und kleinen Kindern sollten Sie auf eine regelmäßige Reinigung und Sterilisation von Schnullern, Flaschensaugern und Co. achten. Nehmen Sie diese auch nie selbst in den Mund, um Sie im Anschluss an Ihr Kind weiterzugeben.
- Beim Umgang mit dem Baby sollten alle Beteiligten auf eine regelmäßige Handhygiene achten.
- Wer an einer Immunschwäche leidet, sollte mit seinem Arzt Rücksprache halten, ob eine dauerhafte Einnahme von Antimykotika infrage kommt.
- Die tägliche Zahn- und Mundhygiene, das regelmäßige Austauschen der Zahnbürste sowie der jährliche Zahnarztbesuch können dazu beitragen, dass Mundsoor gar nicht erst entsteht.
- Trinken Sie ausreichend, um den Mundbereich feucht zu halten. Denn ein geringer Speichelfluss begünstigt die Ausbreitung der Pilze.
Komplikationen und Auswirkungen: Ist Mundsoor gefährlich?
In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung harmlos und hat keine ernsthaften gesundheitlichen Folgen. Dennoch sollte eine entsprechende Behandlung durchgeführt werden, um beispielsweise zu verhindern, dass sich der Pilz in Richtung Speiseröhre ausbreitet. Das kann mit Schluckbeschwerden, Sodbrennen oder Erbrechen einhergehen.
In seltenen Fällen ist es zudem möglich, dass der Soor nicht mehr lokal verläuft, sondern streut und mehrere Organsysteme (Herz, Lunge oder zentrales Nervensystem) oder den gesamten Organismus befällt. Dann ist von Multiorganmykosen die Rede.
Ohne angemessene Therapie kann sich Candida albicans – insbesondere bei immungeschwächten Personen, beispielsweise bei einer Leukämie- oder AIDS-Erkrankung oder nach der Chemotherapie – weiter vermehren und sogar in die Blutbahn gelangen. Dies hat möglicherweise eine Blutvergiftung (Sepsis) zur Folge, die zu einer dauerhaften Schädigung der Organe führt. Im schlimmsten Fall verläuft die Sepsis tödlich.5
Häufig gestellte Fragen zu Mundsoor
Mundsoor zeigt sich typischerweise als krümeliger, weißlich-grauer Belag im Mundraum, vorrangig an Zunge, Gaumen und Gaumeninnenseiten, Zahnfleisch sowie Lippen. Bei Babys zeigt sich die Pilzinfektion meist noch durch Trinkschwäche, Unruhe und vermehrtes Weinen.
Ist die Erkrankung durch einen Arzt bestätigt worden, verschreibt dieser ein pilzabtötendes Medikament (Antimykotikum). Dieses wird in der Regel in Form eines Gels oder einer Lösung direkt auf die betroffenen Stellen im Mund aufgetragen. Darüber hinaus können Betroffene den infizierten Bereich mit einer Ratanhia-Myrrhe-Tinktur betupfen, um für Linderung zu sorgen. Auch Spülungen mit beispielsweise Apfelessig oder Teebaumöl sollen antimykotisch wirken.
In der Regel verschwindet Mundsoor nicht von selbst. Es ist eine Behandlung nötig, um eine Streuung des Pilzes im gesamten Körper zu vermeiden.
Da der Hefepilz Candida albicans, der meist verantwortlich für den Mundpilz ist, sehr ansteckend ist und viele Menschen bereits mit diesem infiziert sind, ist eine Vorbeugung nur bedingt möglich. Wichtig für Eltern ist, auf eine ausreichende Hygiene zu achten: Schnuller, Flaschensauger und Beißringe sollten regelmäßig sterilisiert werden. Zu vermeiden ist zudem, diese abzuschlecken und anschließend dem Kind zu geben. Darüber hinaus kann eine regelmäßige Mund- und Zahnhygiene zur Prophylaxe beitragen.