Neurodermitis auf der Kopfhaut – eine Herausforderung an die Pflege


Ist schon die Pflege von gesunder Kopfhaut nicht immer einfach, stehen Neurodermitis-Betroffene vor einem zusätzlichen Problem: Ihre Haut ist zumeist trocken und spannt, sie ist leicht reizbar – häufig tritt ein starker Juckreiz auf. Jedoch ist das Auftragen von pflegenden Produkten durch die dichte Behaarung der Kopfhaut besonders schwierig.

Im Gegensatz zu anderen Körperstellen: Patienten, die an einer Neurodermitis beispielsweise im Gesicht oder den Händen und Füßen leiden, können die Irritationen durch das Auftragen von Cremes oder Salben behandeln.

Bei der Anwendung auf der Kopfhaut kommt erschwerend hinzu, dass ein hoher Fettgehalt in den Produkten zu einem ästhetischen Problem werden kann – die Haare wirken dann oftmals ungepflegt. Bei der Pflege der empfindlichen Kopfhaut ist auf Shampoos zu achten, die am Ende nicht selbst Auslöser für die Beschwerden sind.

Bei trockener Haut sollten daher keine Produkte angewandt werden, die der Haut zusätzlich Feuchtigkeit entziehen. Ein Beispiel sind bestimmte Tenside, also Substanzen, die dazu dienen, zwei nicht mischbare Flüssigkeiten wie Wasser und Öl miteinander zu vermengen. Diese können eine starke Entfettung der Haut bewirken.

Generell ist ein weiteres Austrocknen der Kopfhaut bei Neurodermitis zu verhindern. Daher sollten Patienten mit atopischen Ekzem es vermeiden

  • ihre Haare zu färben beziehungsweise zu tönen,
  • einen Haarfön, Lockenstab oder ein Glätteisen zu benutzen
  • sowie ihre Haare zu heiß zu waschen.

Für trockene und juckende Kopfhaut empfehlen sich daher vor allem Shampoos und Co., die den Feuchtigkeitsgehalt der Haut erhöhen. Beispielsweise besitzt der Wirkstoff Urea (Harnstoff) einen erhöhten Feuchtigkeitsgehalt und kann so der Haut helfen, mehr Wasser zu binden. Einen ebenfalls feuchtigkeitserhaltenden Effekt weist Panthenol auf.

Dieser Wirkstoff fördert zudem die Produktion von Hautzellen, ist also an der Erneuerung der Haut beteiligt. Darüber hinaus sollten Neurodermitiker darauf achten, Produkte ohne Silikone, Konservierungsstoffe sowie Duftstoffe zu kaufen. Diese können die strapazierte Haut weiter reizen. Wer sich unsicher ist, welches Produkt sich für Neurodermitis eignet, kann sich in der Apotheke beraten lassen.

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Duschen oder Baden?

Die Balance der Haut lässt sich relativ leicht aus dem Tritt bringen: Häufig sind es bestimmte Substanzen in Pflegeprodukten, welche die Haut austrocknen; auch Seifen, Duschgele oder alkoholhaltige Inhalte können dazu beitragen.

Manchmal reicht bereits Wasser – insbesondere zu warmes Wasser – aus, die Fettschicht der Haut abzuwaschen. Die dünne Fett-Wasserschicht der Oberhaut (Epidermis) ist jedoch besonders wichtig, um die Haut geschmeidig zu halten und sie vor dem Eindringen von Bakterien und Pilzen zu schützen. Durch das Waschen verliert die Haut Fett – in der Folge verdunstet die Feuchtigkeit schneller und die Haut trocknet aus – und ist gegenüber Reizstoffen empfindlicher.

Patienten mit Neurodermitis müssen daher aufpassen. Da die Kopfhaut meist sehr trocken ist, sollte dieser Zustand nicht noch gefördert werden. Daher gilt: Wer baden möchte, sollte dies nicht zu häufig tun und vor allem nicht zu heißes Wasser verwenden. Zu langes Baden ist aufgrund des intensiven Kontakts von Wasser und Haut ebenfalls bedenklich.

Eine Alternative ist Duschen; mehr als einmal am Tag sollte jedoch nicht geduscht werden. Welches das richtige Reinigungs- und Pflegeprodukt für die Kopfhaut ist, muss jeder Neurodermitis-Patient selbst herausfinden. Ein Dermatologe kann sie bei der Wahl unterstützen.

Tipp:

Wer die Möglichkeit hat, die Intensität des Wasserstrahls am Duschkopf zu beeinflussen, sollte diesen auf ein Minimum reduzieren – denn ein harter Wasserstrahl kann für die Haut ebenfalls belastend sein.

Bei der Wahl der Pflegeprodukte sollten Neurodermitis-Betroffene darauf achten, dass keine entfettenden Zusatzstoffe enthalten sind. Herkömmliche Badezusätze, zum Beispiel Salze oder Seifen, können der Haut ebenfalls ihre schützende Schicht entziehen.

Nach dem Duschen beziehungsweise Baden sollten Neurodermitis-Patienten ihren Körper und ihre Haare nicht trocken rubbeln. Besonders schonend für die Kopfhaut ist sanftes abtrocknen oder abtupfen. Am besten ist es, die Haare an der Luft trocknen zu lassen. Wer dennoch einen Fön benutzen möchte, sollte diesen auf die kühlste Stufe stellen – denn warme Luft kann die Kopfhaut ebenfalls austrocknen.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten von Neurodermitis am Kopf


Bei einer Neurodermitis am Kopf ist es mit der richtigen Haarpflege meist nicht getan. Da eine Neurodermitis bislang nicht heilbar ist, steht an oberster Stelle, dem nächsten Schub vorzubeugen. Daher ist es wichtig, die Neurodermitis auslösenden Faktoren (Trigger) zu kennen. Diese sind von Patient zu Patient unterschiedlich:

  • Psychische Belastungen,
  • Allergien,
  • reizende Stoffe wie Wolle
  • sowie klimatische Faktoren, zum Beispiel Kälte,

können einen Schub auslösen. Wer seine Trigger-Kandidaten kennt, sollte diese weitgehend vermeiden. Darüber hinaus stehen Betroffenen weitere Möglichkeiten zur Behandlung zur Verfügung.

Neben medikamentösen Methoden, die das Immunsystem regulieren sollen, können auch alternative Heilverfahren, die sich in der Regel der Linderung der Beschwerden annehmen, ausprobiert werden – ein Patentrezept zur Behandlung gibt es leider nicht.

Kurz erklärt: Unsere Kopfhaut


Sie ist deutlich dicker und derber, etwa 100.000 Haarfollikel sowie Talg- und Schweißdrüsen stehen dicht an dicht beieinander: Unsere Kopfhaut ist Teil der sogenannten Kopfschwarte, ein Gewebeverbund, der das Schädeldach überzieht.

Die Kopfhaut besitzt viele positive Eigenschaften: Sie dient nicht nur dem Schutz des Kopfes, sondern ist auch an der Regulierung von Wasserhaushalt und Körpertemperatur beteiligt. Die dichte Behaarung bietet zudem einen Schutz vor Sonnenstrahlen.

Allerdings können, begünstigt durch das dichte Kopfhaar, auch Probleme auftreten: Vor allem im Sommer ist eine erhöhte Schweißproduktion gegeben. Eine gründliche Haarpflege ist daher wichtig.

Dies gestaltet sich mitunter schwierig: Bedingt durch die Dichte der Haarfollikel können bei nichtgründlichem Auswaschen Shampoo-Reste auf der Kopfhaut verbleiben; diese können ein Brennen oder Jucken auslösen. Zudem ist die Auswahl eines geeigneten Produkts – insbesondere für Neurodermitis-Patienten – wichtig, um ein Austrocknen der Kopfhaut zu verhindern.

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren